Die polnische Woiwodschaft Lebus, das Lebuser Land, grenzt im Westen an Brandenburg und Sachsen. Sie ist somit eine Region, die zu Niederschlesien gehört. Unmittelbar nach Oder und Neiße gelegen lädt sie zu einem Besuch ein und bietet viele Attraktionen. Eine davon ist die Tatsache, dass es hier Wein gibt, den man eigentlich vor allem an Rhein, Donau und Mosel vermutet. Zentrum des Weinanbaus in dieser Region ist Zielona Góra / Grünberg. Um die Stadt herum gibt es viele kleinere Keltereien, die wenig bekannten aber ausgezeichneten Wein anbieten. Nur wenige wissen zudem, dass in dieser Stadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in einer Zeit also, als sie zu Deutschland gehörte, der erste deutsche Sekt hergestellt wurde. Es gibt also viele Gründe, Zielona Góra / Grünberg einmal zu besuchen.
Um die Stadt kennen zu lernen bietet sich ein ausgiebiger Stadtrundgang an und das gern auch mit einer deutschsprachigen Führung. Das bringt Vorteile, die Stadt wirklich gut kennen lernen zu können. Dazu gehört auch die Tatsache, dass die Wege der Promenade insgesamt gut mit Rollstuhl zu befahren sind, es an einzelnen Stellen jedoch holprige Abschnitte mit Kopfsteinpflaster gibt – das ist gewollt, denn diese Steine sind Überreste der früheren Stadtmauer.
Möchte man lieber die Stadt allein erkunden, dann sollte man sich vielleicht auf die Suche nach den kleinen Bacchusfiguren begeben. Gegenwärtig gibt es 42 Figuren von ihnen und wer alle gefunden hat, hat dann die Innenstadt gesehen. Reisende mit Rollstuhl können davon ausgehen, dass die Innenstadt zwischen Postplatz, Altem Markt und Bahnhof entlang der „Allee der Unabhängigkeit“ (Niepodległości) und ihrer Parallelstraße, die nordwestlich gelegene Straße der „Helden der Westerplatte“ (Bohaterów Westerplatte) weitgehend ebenerdig ist und die Straßen hier gut zu befahren sind. Dem gegenüber wird es südöstlich der „Allee der Unabhängigkeit“ etwas hügeliger. Das betrifft auch das Gelände des „Jahrtausendpark“ (Park Tysiąclecia) – ein schöner Park mit asphaltierten Wegen, allerdings mit recht hügeligem Gelände.
Das trifft auch auf den „Park Winny“ zu, einem früheren Weinberg. Aus einem Winzerhaus entstand hier jedoch das „Palmenhaus„, ein Restaurant mit tropischen Pflanzen, einem Café und einer Aussichtsplattform. Von der Stadt her ist dies über eine Schräge (entspricht ebenfalls der in Deutschland geltenden Norm) auch mit Rollstuhl gut zu erreichen und den Ausblick von hier aus über die Stadt sollte man nicht verpassen.
Zugleich gibt es in der Stadt noch viel zu sehen. Dazu gehört vor allem auch die Kirchen der Innenstadt, wie, zum Beispiel der Heiligen Hedwig Schlesiens. Insofern dort kein Gottesdienst oder andere Veranstaltungen stattfinden, können diese auch durch Fremde besucht werden.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehört das Museum des Lubusker Landes. Unmittelbar an der Promenade gelegen besteht dieses Museum eigentlich aus drei Ausstellungen: Dem Stadtmuseum zur Geschichte der Stadt, das Foltermuseum, welches vor allem die Anwendung von Strafrecht bei Hexenprozessen zeigt, sowie das landesweit einzige Weinmuseum. Das Gebäude dieses Museum ist über eine Schräge direkt von der Promenade aus ebenerdig zugänglich. Im Museum mit seinen ständigen und wechselnden Ausstellungen gibt es einen Fahrstuhl und einen Treppenlift, über welche alle Ebenen schwellenfrei zu erreichen sind. Im Foyer gibt es in der Nähe der Kasse Toiletten, die ebenso durch Besucher mit Rollstuhl nutzbar sind.
Wer sich für die Welt des Himmels, der Sterne Kometen und Meteoriten interessiert, sollte ebenfalls das „Planetarium Wenus“ besuchen. Das Planetarium bietet seinen Besuchern viel Interessantes mit digitaler Technik in polnischer und englischer Sprache. Das Planetarium ist, wie auch das Naturparkzentrum, ebenerdig zugänglich.
Für einen Einkaufsbummel gibt es in der Innenstadt viele kleine Geschäfte, die allerdings nur in geringer Zahl ebenerdig zugänglich sind. Günstiger ist da ein Besuch des „Focus Park„, eines großen Einkaufszentrums in der Breslauer Straße (Wrocławska). In dem modernen Zentrum gibt es zur Zeit mehr als 110 Geschäfte. Gleichzeitig wird die frühere Wollfabrik neben dieser Einkaufsmall gegenwärtig als Erweiterung dieses Einkaufszentrums um- und ausgebaut.
Nur eineinhalb Kilometer vom Stadtzentrum entfernt lädt der Botanische Garten der Universität der Stadt zu einem lehrreichen Besuch ein. Der seit 1930 bestehende Park gibt einen gut geordneten Überblick zu Bäumen und Pflanzen. Alle Wege sind auch mit Rollstuhl gut befahrbar. Sehr hilfreich: Die erklärende Beschriftung ist ebenfalls in deutscher Sprache vorhanden.
Ein Besuch im Botanischen Garten ist auch für Familien mit Kindern ein großer Spaß, denn dem botanischen Teil ist ein Minizoo in Gestalt eines Märchenparks angeschlossen – Tiere Europas lassen sich gern beobachten und die Kinder können an Spielgeräten, die nach Märchenfiguren gestaltet wurden, ausgiebig toben.
Unmittelbar am Eingang gibt es Speiseeis sowie einen kleinen Imbiss. An der Seite dieses Gebäudes stehen Toiletten für alle zur kostenfreien Benutzung zur Verfügung.
Alle, die sich für Geschichte interessieren sollten unbedingt auch das Ethnografische Museum im nahe der Stadt gelegenen Stadtteil Ochla besuchen. Die Ausstellung besteht auf 13 Hektar aus einer beachtenswerten Sammlung von rund 80 Exponaten, vor allen Holzhäusern aus der Geschichte der Lausitz vom 17. Jahrhundert an. Dazu gehören auch Werkzeuge und Maschinen der Bauerngehöfte, Möbel, Gewebe und Bekleidung der vergangenen Zeit. Neben Bauernhöfen werden eine Imkerei, einen Einkaufsladen und eine Schule sowie einen Winzerturm, eine Korbmacherwerkstatt oder die Stube eines Schnitzers gezeigt.
Das Gelände dieses Museums wird als barrierefrei bewertet. Besucher sollten jedoch bedenken, dass sich das Museum in einem Wald befindet. Die Wege wurden weitgehend naturbelassen. Teilweise sind sie, wie das Gelände der Höfe mit Gras bewachsen. Zudem sind nicht alle Gebäude auch schwellenfrei zugänglich. In der Nähe der Kasse gibt es ein Gebäude mit ebenerdig zugänglichem Veranstaltungsraum. Hier steht auch eine Toilette zur Verfügung, welche für die Nutzung durch Gäste mit Rollstuhl eingerichtet ist.
Zielona Góra / Grünberg hat rund 140.000 Einwohner und ist eine Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Mobilitätseingeschränkte Besucher sollten ihren Besuch rechtzeitig buchen – es gib einige Hotels mit sehr gut ausgestatteten barrierefrei Zimmern, aber es sind nicht sehr viele. Zu nennen wären in dem Zusammenhang das Hotel Ruben sowie das Hotel Śródmiejski. Beide liegen unmittelbar am Stadtzentrum. Bei den Besuchsvorbereitungen hilft das Tourismusbüro, in dem auch Deutsch gesprochen wird.
Für eine Fahrt nach Zielona Góra bietet sich für mobilitätseingeschränkte Besucher die Reise mit einem Auto an. Zugleich ist jedoch die An- und Abreise mit einem Zug gut möglich. Hinweise zu den Parkplätzen in dieser Stadt können unter diesem Link nachgelesen werden.
Der Bahnhof dieser Stadt wurde kürzlich rekonstruiert. Das Gebäude ist in allen Bereichen ebenerdig zugänglich. Es gibt Blindenleitstreifen im Gebäude sowie auf den Bahnsteigen, welche dank den Lifts ebenso schwellenfrei zu erreichen sind. Mobilitätseingeschränkte Reisende können zudem einen Service für Hilfeleistungen in Anspruch nehmen. Vor allem bei umfangreicheren Einschränkungen sollte dieser jedoch mindestens 48 Stunden vorher angemeldet werden. Die Einzelheiten dazu können im Internet unter diesem Link (allerdings nur in polnischer Sprache) nachgelesen werden.
Das Tourismusbüro der Stadt Zielona Góra / Grünberg arbeitet mit der Stadt Cottbus im deutschen Brandenburg in einem Deutsch-Polnischen Zentrum für touristische Förderung und Information zusammen. Obwohl im Zentrum in Zielona Góra / Grünberg Deutsch gesprochen wird, kann man, falls man nicht Polnisch spricht, auf der Internetseite des Zentrums weitere Details in deutscher Sprache nachlesen oder sich die gewünschten Auskünfte direkt von der Touristinformation in Cottbus holen.
(Mai 2018)