Wer sich zum Besuch der Stadt Toruń (Thorn) entscheidet, der erlebt eine schöne fast 200 Kilometer nordwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau gelegenen Stadt in Zentralpolen an der Wiśła (Weichsel), welche ihre erste Blütezeit bereits im 14. Jahrhundert erlebte und diese ihrer günstigen Lage am Fluss verdankt. Von hier aus konnte man schon damals mit einem Schiff zur Ostsee fahren. So war Toruń (Thorn) schon immer auch wichtige Handelsstadt und Mitglied der Hanse. Zu ihren bekanntesten Söhnen gehört der dort im Februar 1473 geborene Nicolaus Kopernikus.
Toruń (Thorn) ist im heutigen Polen ein wichtiger Standort der Chemieindustrie, ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt sowie eine bekannte Universitätsstadt. Das Zentrum des Anfang des 13. Jahrhundert gegründeten Ortes wird von vielen Gebäuden dominiert, die in norddeutscher Backsteingotik erbaut wurden. Im Jahr 1997 wurde Toruń (Thorn) deshalb zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, denn vor allem die Kirchen, das Rathaus und sehr viele Bürgerhäuser gehören zu den am besten erhaltenen Siedlungszentren im Norden unseres Kontinents. Zu jenen Dingen, die sich über die Jahrhunderte erhalten haben, gehören nicht nur Häuser sondern auch die Lebkuchen, welche in dieser Stadt seit 700 Jahren nach der gleichen Rezeptur hergestellt werden.
Ein Bummel durch die Stadt hat den Vorteil, dass sich das historische Zentrum auf eine relativ kleine Fläche konzentriert. Informationen zur Reisevorbereitung und Einstimmung auf den Besuch stehen im Internet in polnischer und in englischer Sprache zur Verfügung, Anfragen an das Tourismusbüro werden jedoch auch in deutscher Sprache beantwortet. Um die Stadt kennen zu lernen reicht auch erst einmal ein touristischer Stadtplan mit Informationen zu den Sehenswürdigkeiten, den man, ebenso in deutscher Sprache, im Tourismusbüro und an fast allen Stellen bekommt, wo man auch Ansichtskarten erhält.
Einen eindrucksvollen Spaziergang bietet der Weg entlang des Ufers der Weichsel entlang des Philadelphia-Boulevard (Bulwar filadelfijki). Hier wandelt man den Weg von der Deutschordensburg (Zamek Krzyżacki) vorbei an der historischen Stadtmauer mit ihren Stadttoren bis hin zum schiefen Turm. Dieser war ursprünglich ein Teil des Verteidigungssystems, war Gefängnis und Schmiede, hat sich jedoch inzwischen auf etwa auf 1,50 Meter zum Lot geneigt und ist so zur besonderen Sehenswürdigkeit geworden. Der Weg ist gut ausgebaut und auch mit den Rollstuhl befahrbar. Hier kann man sich entscheiden, ob man von hier aus nach rechts in eine Parkanlage abbiegt oder am hoch aufragenden Hotel „Bulwar“ unter die Straßenbrücke durch noch ein Stück den Fluss entlang geht. Auch dieser Spaziergang lohnt sich.
Den Weg zurück in das Stadtzentrum könnte man dann durch die Schifferstraße (ulica Żeglarska) vorbei am Hotel „Gromada“ wählen. Er führt direkt zum Altstädtischen Markt mit Altstädtischen Rathaus. Von hier aus führt die Breite Straße (ulica Szeroka) mit ihren vielen Geschäften und durch die König Hedwig Straße (ulica Krół Jadwigi) zum Neustädtischen Markt mit dem Neustädtischen Rathaus. Wer hier angelangt ist, hat das historische Zentrum der Stadt bereits diagonal durchquert und sollte sich nun die Zeit nehmen, kreuz und quer auch die Nebenstraßen zu erkunden. Auch hier gibt es noch viel zu entdecken und die Weg sind, außer ein paar Stellen mit holprigem Kopfsteinpflaster (Altstädtischer Markt und Bereich um den Schiefen Turm), auch mit Rollstuhl gut zu befahren. Nachteil ist, dass nur wenige Geschäfte und Gaststätten ebenerdig zugänglich sind, verhungern oder verdursten muss aber niemand, denn im Stadtzentrum wird bei den Restaurants auch im Außenbereich bedient. Zudem fällt auch die Auswahl der Speisen kaum schwer, denn die Speisekarten bieten Speisen und Getränke, neben in polnischer Sprache, in der Regel auch in Englisch und in Deutsch an.
Wer in der Stadt unterwegs ist, dem fallen sicherlich eine Reihe von gegossenen Figuren, wie ein Handwagen auf dem Neustädtischen Markt, auf. Toruń (Thorn) ist auch Filmstadt und diese Figuren sind Teile aus Szenen von Filmen, welche hier gedreht wurden. Ihnen zu folgen wäre auch eine Möglichkeit, diese Stadt kennen zu lernen. In der Touristinformation kann man mehr dazu erfahren.
Gewiss wird sich jeder sein Besuchsprogramm selbst nach eigenen Interessen zusammenstellen. Ein Besuch des „Pfefferkuchen-Museum“ (Muzeum Piernika) gehört dennoch vermutlich dazu. Die Informationen zur Besuchsvorbereitung stehen im Internet auch in deutscher Sprache zur Verfügung. Es gibt weitere Museen in Toruń (Thorn), die jedoch nicht alle für Besucher mit Rollstuhl geeignet sind. Mehr über die Museen sowie über ihrer Barrierefreiheit kann man im Internet nachlesen.
Toruń (Thorn) ist aber auch eine „Stadt im Grünen“. So sollten der ethnografische Park und der kleine Tierpark unbedingt zum Besuchsprogramm gehören. Der ethnografische Park ist der einzige Park dieser Art, welcher sich unmittelbar im Stadtzentrum befindet. Er ist über die Kulmner Straße (ulica Chełmińsk) und den Theaterplatz (Plac Teatralny) vom Altstädtischen Markt aus innerhalb weniger Minuten zu erreichen. Der Weg zu dem kleinen Zoo führt durch das Stadttor am Altstädtischen Stadtgraben (Fosa Staromiejska) die Chopin-Straße (ulica Chopina) entlang und er befindet sich dann an der linken Straßenseite. Das Gelände des Tiergartens ist mit Rollstuhl befahrbar nur am Eingang gibt es eine relativ großen Niveauunterschied von der Straße her, zu dessen Überwindung Schiebehilfe notwendig werden dürfte.
Schließlich ist auch die Auswahl des passenden Hotel für den Besuch in Toruń (Thorn) nicht ganz einfach, denn die entsprechende Internetseite der Stadt gibt es nur in polnischer oder englischer Sprache, man erfährt jedoch mehr, wenn man ein einzelnes Hotel, wie das „Hotel Filmar“ auswählt und sich die gewünschten Auskünfte dann dort holt.
Die Anreise für mobilitätseingeschränkte Reisende nach Toruń (Thorn) ist mit dem Auto recht komfortabel, denn die Stadt liegt unmittelbar an der Autobahn. Auch die Fahrt mit dem Zug ist möglich, denn der Hauptbahnhof Toruń (Thorn) bietet den dazu erforderlichen Service.
(September 2013)