Szczecin (Stettin) – Traditionsreiche Stadt zwischen Oder und Ostsee

Für sehr viele Besucher Polens ist die traditionsreiche Hansestadt Szczecin (Stettin) das Eingangstor in ein sonst verhältnismäßig fremdes Land. So wird diese Stadt zu einem geeigneten Ort, um mit dem heutigen Polen nähere Bekanntschaft zu schließen. Das wird auch geografisch dadurch erleichtert, dass diese Stadt von Berlin aus sind es nur 140 Kilometer entfernt ist. Von Lübeck, der Schwester aus früheren Hansezeiten ist sie über die neue Ostseeautobahn in vier Stunden zu erreichen.

Stettin ist Hafenstadt und hat die viertgrößte Werft der Welt, ist Sitz der Euroregion „Pomerania und hat auch im unmittelbaren  Umfeld mit dem Oderdelta sowie dem Stettiner Haff viele Naturschönheiten zu bieten.

Wer Stettin besucht, sollte sich die Zeit für eine deutschsprachige Stadtrundfahrt nehmen. Es gibt mehrere Anbieter, allerdings sollte eine Teilnahme mit Rollstuhl gründlich abgesprochen werden, denn bei den am häufigsten genutzten Kleinbussen muss man sich umsetzen können. Die Touristinformation und die Hotels der Stadt helfen da weiter.

Das Hafen-Tor (Brama Portowa)

Ein Bummel durch die Stadt stößt auch bei der Nutzung eines Rollstuhles auf wenige Schwierigkeiten. Die Innenstadt ist weitgehend eben und die Fußwege sind mit Rollstuhl, trotz einiger „holpriger“ Abschnitte insgesamt gut zu nutzen. An den Straßenübergängen sind die Bordsteinkanten überwiegend auf ein gut passierbares Niveau abgesenkt. Nur im Bereich der Neustadt gibt es um Bus- und Hauptbahnhof herum einige Abschnitt mit holprigem Kopfsteinpflaster. Lediglich bei den Wegen zwischen der Innenstadt und der Westoder fällt das Gelände zum Fluss hin etwas ab. Hier könnte Schiebehilfe erforderlich werden.

Für den Einkaufsbummel sollte sich der Besucher mit Rollstuhl auf die beiden neuen Einkaufszentren konzentrieren. Während die Geschäfte der Innenstadt überwiegend nur über Stufen zugänglich sind, bieten diese Einkaufszentren barrierefreie Bedingungen wie sie sonst auch in anderen europäischen Ländern üblich sind.

An der Hakenterrasse

Das Stadtbild an der Westoder wird durch die historischen Hakenterrassen (Wały Chrobrego) bestimmt. Diese Terrassen an der Oder bieten eine guten Ausblick auf die Stadt entlang des Flusses sowie auf die Werft und den Hafen. In der Nähe der Terrassen befindet sich der Zeromski Park und eines der beiden größeren Gebäude an den Terrassen beheimatet das Muzeum Narodowy (Nationalmuseum) – es lohnt sich also, hierfür etwas Zeit einzuplanen.

Von dort aus gibt es einen schönen Spaziergang entlang des Ufers der Westoder, der auch mit Rollstuhl zu befahren ist. Allerdings gibt es im Bereich der Terrassen einige Schrägen, an denen sogar die Radfahrere absteigen. Zwischen dem Schloss der Pommerschen Herzöge und der Langen Brücke wurde diese Promenade bereits erneuert und ist deshalb mit Rollstuhl problemlos zu befahren. Von hier aus könnte man einen Abstecher zum  Schloss der Pommerschen Herzöge (Zamek Książąt Pomorskich) unternehmen. Es ist das sehenswert und hier finden viele Veranstaltungen statt. Wer das Schloss jedoch mit Rollstuhl besucht, sollte sich darauf einstellen, dass der Schlosshof mit seinem Kopfsteinpflaster nicht ganz einfach zu befahren ist.

Blick vom Kirchturm zum Schloss der Pommerschen Herzöge und zum Hafen

Keinesfalls soll auf einen Besuch der Jakobskirche (Kościół śwatego Jakuba) verzichtet werden. Der 70 Meter hohe Turm bietet eine Aussichtsplattform, welche mittels Lift, somit also auch für Besucher mit Rollstuhl zu erreichen ist.  Nicht weit davon entfernt stehe das Alte Rathaus. Es wurde im Krieg zerstört und ist zwar ein Neubau, der wurde jedoch dem Original der Spätgotik nachempfunden wieder aufgebaut. So kann man hier ein Stück „altes Stettin“ sehen und fühlen.

Wer Stettin umfangreicher erkunden möchte, dem bietet sich an, dies auf einer der drei touristischen Routen zu tun. Diese sind zwar nicht unter dem Aspekt der Nutzbarkeit mit Rollstuhl geprüft, man kann jedoch davon ausgehen, dass es auf diesen Wegen nur wenige Problemstellen gibt.

Sehenswürdigkeiten gibt es auch im Umfeld der Stadt. Dabei ist vor allem der zirka 1.500 Meter außerhalb des Stadtzentrums befindliche Kasprowitsch Park zu nennen. Er ist über die „Goldene Route“ zu erreichen und bietet mit der Platanenallee, dem Amphitheater und dem Rosengarten einen Raum der Ruhe in Nähe der Hochhäuser der Innenstadt.

Um in der Stadt Stettin mobil zu sein, kann man unter Umständen Straßenbahn und Bus nutzen. In der Regel werden Niederflurwagen eingesetzt, allerdings sind bisher nur wenige Haltestellen niveaugleich angepasst. Hier muss somit noch jeder für sich entscheiden, ob es praktikabel ist, diese Verkehrsmittel zu nutzen. Als Alternative bietet sich ein Taxi an, das zudem relativ preisgünstig ist.

(September 2013)