An einer Stelle am Oder-Strand wo sich bereits vor mehr als 1.000 Jahren eine slawische Siedlung befand, dort befindet sich in unserer Zeit die polnische Stadt Opole (Oppeln). Sie ist Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Opole, römisch-katholischer Bischofssitz, Universitätsstadt und Zentrum des Gebiets der deutschen Minderheit. Besucher der Stadt lernen die architektonische Perle Südpolens kennen, sehen ein Rathaus, das im Stil des florentinischen Palazzo Vecchio gebaut wurde, oder können am Mühlenkanal mit dem Oppelner Venedig spazieren gehen.
Oppeln ist zugleich die Hauptstadt des polnischen Liedes. Hier findet seit 1963 das älteste bekannte polnische Festival statt. In dieser Stadt lädt das „Museum des polnischen Liedes“ ein, mehr über polnische Lieder zu erfahren. Zwischen dem Rathaus und den Mietshäusern an der westlichen Seite des Marktplatzes spazieren die Besucher und Einwohner der Stadt entlang der „Allee der Stars“. im Stil des „Walk of Fame“ erinnern hier in den Bürgersteig eingelassene Platten an bisher 23 Sängerinnen und Sänger sowie zehn Bands. Bei einem Besuch in Oppeln gibt es also viel zu entdecken. Wer diese Reise als Rollstuhlnutzer antritt, sollte sich bei der Buchung einer Unterkunft gründlich wegen der Bedingungen vor Ort nachfragen, überlegen, ob dies den eigenen Mobilitätsanforderungen entspricht und sich gleichzeitig nach Parkmöglichkeiten erkundigen. In der Stadt gibt zwar ausreichend Behindertenparkplätze, sie als ortsfremder suchen zu müssen, wäre in der Altstadt mit ihren vielen Einbahnstraßen jedoch sehr anstrengend. Eine Anreise mit der Eisenbahn wäre möglich – der Hauptbahnhof befindet sich unmittelbar am Stadtzentrum und ist mit Lifts zu allen Bahnsteigen ebenerdig ausgestattet.
Für den Spaziergang mit Rollstuhl durch Oppeln kann man davon ausgehen, dass es im Stadtzentrum an den Straßenkreuzungen und Übergängen abgesenkte Bordsteine gibt. Bezogen auf das Gebiet des Stadtzentrums trifft man jedoch unterschiedliche Bedingungen. Die Hauptstraße der Innenstadt ist die Krakauer Straße – sie ist, obwohl Kopfsteinpflaster dominiert, insgesamt gut mit Rollstuhl zu befahren. In den Nebenstraßen ist das jedoch anders. Zwischen dem Marktplatz und dem Kopernikusplatz steigt das Gelände an. Beide Plätze sind durch enge Straßen verbunden, die überwiegend mit grobem Kopfsteinpflaster belegt sind. Die Fußwege dieser Straßen sind sehr verschieden – oft gut zu befahrende Abschnitte gehen häufig in schlechteren Wegbelag oder in eingeengte Fußwege über, die nicht mit Rollstuhl zu befahren sind. Auch die Außenbereiche der Restaurant sind hier wegen des Gefälles im Gelände überwiegend auf Podeste gesetzt und so mit Rollstuhl kaum zu erreichen.
Zugleich Gibt es in Oppeln Teile der Stadt, welche mit ihrer Zugänglichkeit durchaus deutschen Normen gerecht werden. Das sind vor allem die Parks der Innenstadt, das Gebiet am Schlossteich, die neugestalteten Wege entlang des Mühlenkanals, der Weg oberhalb des Oder-Damm sowie die Bereiche entlang der Stromoder um die Anlegestelle der Passagierschiffe bis zum Park an der Oder, dem Wehr und der Schleuse sowie der Bolko-Insel mit dem Zoo auf der Insel (Virtueller Spaziergang).
Im Internet gibt es umfangreiche Informationen zur Vorbereitung eines Besuches in Oppeln. Wer dann als Gast mit Rollstuhl vor Ort weiteres Informationsmaterial für seinen Besuch benötigt, sollte dieses in der Touristinformation am „Solaris“ Center beschaffen – die Touristinformation am Markt ist nur über eine Stufe zugänglich. Einkäufe könnten in diesem „Solaris“-Center oder im „Biedronka“ (Marienkäfer) in der Krakauer Straße oder weiteren neuen Supermärkten erledigen. Viele kleine Geschäfte der Stadt sind nicht ebenerdig zugänglich. Das trifft ebenso auf Gaststätten zu. Allerdings gibt es ausreichend ebenerdig zugängliche Restaurants und Cafés, die dann häufig auch mit Rollstuhl nutzbare Toiletten bieten. Auch wenn nicht alle Restaurants ebenerdig zugänglich sind muss niemand befürchten, in Oppeln zu verhungern oder zu verdursten – bei schönen Wetter gibt es sehr viele Restaurants und Cafés mit Außenservice. Außerdem gibt es nicht nur vorzügliche polnische Küche – man findet ebenso asiatische, ukrainische oder türkische Restaurants.
Wozu sollte man sich als Besucher mit Rollstuhl unbedingt Zeit nehmen ? – Unsere Favoriten wären: Das Leben der Stadt im Park an der Mozartstraße, eventuell auch bei einem Kaffee im kleinen Café an der Bibliothek auf sich wirken lassen. Sich für einen Besuch des Schlosspark dann Zeit nehmen wenn die „Wassermusik“ zu sehen und hören ist. In aller Ruhe einen Spaziergang im Park an der Oder zu machen. Schließlich gehören auch die Genüsse der polnischen Küche zu dem, was man unbedingt erleben sollte – zum Beispiel die Nalesniki im „Manekin“, gefüllte Pfannkuchen, oder ein Apfel-, Pflaumen- oder Rhabarberkuchen, welcher in der Regel warm mit einer Kugel und Schlagsahne serviert wird.
Wer Oppeln besucht, sollte sich auch das „Museum des Oppelner Schlesiens“ ansehen. Es befindet sich in der Nähe des „Kleinen Markt“ und ist, da an der Bergelkirche gebaut wird, über einen kleinen Zugang von der Museumsstraße (Muzealna) aus zu betreten. Dieser Zugang ist sehr holprig aber das Museum ist mit mehreren Liften ausgestattet und so auch mit Rollstuhl insgesamt ohne größere Einschränkungen zu besichtigen. Hier gibt es dann mehrere Ausstellungen von der Geschichte, die Natur der Region, die Porzellan- und Keramik-Herstellung in dieser Region sowie über das Leben in dieser Stadt und den Wechsel im Laufe der Geschichte. Diese zeigt auch einen Handwagen mit Dingen, welche Deutsche mitnehmen durften, als sie diese Stadt verlassen musste, sowie Übersichten dazu woher die Polen kamen, die dann zu Neubürgern wurden.
Ein einzigartiges Erlebnis ist der Besuch im Museum des Polnischen Liedes. Darum handelt es sich um einen modernen Neubau in der Nähe des Piastenturmes, der auf zwei Etagen mit moderner Video- und Audiotechnik ausgestattet einen umfangreichen Überblick über die Geschichte der Unterhaltungsmusik in Polen sowie der Entwicklung der Rundfunk-, Film- und Fernsehtechnik in diesem Land gibt. Die Ausstellung ist in polnischer Sprache gestaltet, es gibt jedoch Audioguides, die auch in deutscher Sprache informieren.
Ein Besuch im Museum des polnischen Dorfes ist schließlich ebenfalls interessant. (Website nur in polnischer Sprache) Auf einer Fläche von 10 Hektar wurden hier eine Holzkirche und mehr als 50 Objekte aus Dörfern der Region zusammengetragen. An ausgewählten Tagen werden bei Veranstaltungen Weidenkörbe geflochten, Brot gebacken oder Ostereier bemalt. Dieses Museum befindet sich jedoch etwas außerhalb des Stadtzentrums (zirka 4,5 km) an der Straße nach Wroclaw / Breslau.
(Mai 2017)