Kołobrzeg – Kur- und Hafenstadt an der Ostseeküste

Die Stadt Kolberg (Kołobrzeg) ist als weithin Kurstadt bekannt, zu der sie sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelte. Die Geschichte der Stadt selbst ist jedoch bereits seit dem 9. Jahrhundert als Siedlung am Fluss Pesenta und der Salzgewinnung in der Flussmündung bekannt. Das war die Voraussetzung zur späteren Entwicklung zum See-, Moor- und Solebad, das in der Betreuung der Gäste ein hohes Niveau erreichte. So wurde Kolberg bereits in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts bekanntestes deutsches Seebad. Auch heutzutage ist Kołobrzeg vor allem in den Sommermonaten von Tourismus dominiert. Wie an einem anderen Reiseziel auch, sind ebenfalls Kenntnisse der Landesprache, oder das erkennbare Bemühen, sie zu sprechen, hilfreich, jedoch sind hier von touristischen Informationen bis hin zu den Speisekarten in den Restaurants allgemein auch englisch- und deutschsprachige Versionen erhältlich.

Blick auf Kołobrzeg (Kolberg) von Budzistwo aus.

Mobilitätseingeschränkte Besucher der Stadt finden hier vor allem gute Bedingungen, um ausgedehnte Spaziergänge machen zu können. Das beginnt in der Innenstadt, wo die Strecken entlang der Wege, die mit touristischen Wegweisern ausgeschildert sind, auch über gut befahrbare Fußwege sowie abgesenkte Bordsteinsteinkanten an den Straßenkreuzungen und Einmündungen verfügen. Lediglich in der Umgebung des Rathauses sowie im Passagierhafen gibt es Abschnitte mit Kopfsteinpflaster. Ebenso ist der Teil der Uferpromenade am Fluss Pesenta zwischen der Salzstraße (Solna) und der Edmund Lopuski-Straße gut ausgebaut und lädt zu einem Bummel entlang des Flusses ein. Auch wenn hier und an anderen Stellen die Steigungen nicht immer der deutschen Norm entsprechen, so sind doch die offiziellen Gebäude und Supermärkte mittels Schrägen ebenerdig zugänglich. Auf kleinere Geschäfte trifft das nicht zu.

Östlicher Teil der Kurpromenade

Kolberg ist eine grüne Stadt. Im Stadtgebiet gibt es insgesamt zwölf Parks und Grünflächen. Der Stefan-Zeromski-Park ist einer jener Parks, die für Besucher besonders attraktiv sind.  Er dehnt sich vom Leuchtturm die Küste entlang aus, schließt den Abschnitt mit dem Denkmal der Vermählung Polens mit dem Meer sowie die Seebrücke ein und führt in zwei Wegen am Strand entlang. Einer ist die Promenade, die in Gestalt einer Allee am Strand entlang führt sowie die an der anderen Seite des Parkstreifens entlang führende Kurpromenade mit ihren vielen Verkaufskiosken und Imbissständen. Im dazwischenliegenden Parkstreifen gibt es einen Radweg, weitere einzelne Stände sowie in regelmäßigen Abständen Toiletten, die auch mit Rollstuhl zugänglich sind.

Für Fußgänger, besonders auch für Spaziergänger mit Rollstuhl, wird die Stadt faktisch durch den Bahnhof und die Geleise geteilt. Diese „Barriere“ kann mit einem Lift überwunden werden. Wer vor dem Bahnhof steht, wird rechts davon mehrere kleine Gaststätten sehen. Geht man an ihnen vorbei, gibt es dahinter den Zugang zu einem Fahrstuhl, welche auf die Fußgängerbrücke führt. Mit dem Fahrstuhl auf der anderen Seite der Brücke gelangt man dicht an den Zeromski-Park. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, links vom Bahnhof am Taxistand entlang in die „Solna“ (Salzstraße) abzubiegen. Diese führt dann an einem Markt entlang zur Seepromenade.

Die heutige Stadt Kolberg war bereits im 13. Jahrhundert eine Festung. Wer also diese Stadt kennen lernen möchte, kann dies auch auf der Festungsroute tun. Sie ist zirka zwölf Kilometer lang, schließt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ein und ist auch mit Rollstuhl, gegebenenfalls in zwei Abschnitten, gut zu befahren.
Die Silhouette der Stadt wird von den Türmen der Marienbasilika überragt. Mit dem Errichten dieses gotischen Kirchbaus wurde bereits im 13. Jahrhundert begonnen. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Basilika in der jetzigen Gestalt zu sehen. Über eine Schräge am Hauptportal gelangen auch Besucher mit Rollstuhl in diesen Kirchenbau. Neben dem 26 Meter hohen Leuchtturm und dem von Schinkel und Zwinger erbauten Rathaus gibt es weitere Bauwerke, die jedoch in die Festungsroute eingebunden sind.

Blick aus den Leuchtturm vom Hafen aus.

Der von Weitem sichtbare Leuchtturm steht auf einem kleinen Hügel. Auf der dem Hafen abgewandten Seite gibt es eine Schräge über welche man mit Rollstuhl auf diesen gelangen kann. Der Leuchtturm selbst ist nur für gehfähige Besucher zugänglich.
Vom Passagierhafen aus fahren vier kleinere Schiffe zu kürzeren Rundreisen ab. Wer bereit ist, Hilfen anzunehmen, kann mitreisen. Ansonsten sind weder diese Schiffe noch das nach Bornholm verkehrende Schiff speziell für mobilitätseingeschränkte Passagiere ausgestattet.  

Ein weiterer interessanter Spaziergang, der auch mit Rollstuhl gut zu machen ist, wäre eine Wanderung entlang der Salzroute nach Budzistowo. Dieses Dorf ist der ursprüngliche Gründungsort des „Salz-Kolberg“ und liegt außerhalb der jetzigen Stadt. Der Weg dorthin ist zirka vier Kilometer lang, mit Rückweg sind also ungefähr acht Kilometer zu bewältigen. Budzistowo ist ein kleines Dorf mit vielen sehenswerten Wohnhäusern und vor allem der aus dem Jahre 1222 stammenden Dorfkirche „Johannis der Täufer“, dem einzigen Baudenkmal des frühmittelalterlichen Kolberg vor der Umsiedlung auf das gegenwärtige Stadtgebiet. 

In Kolberg gibt es einige Museen. Das Museum zur Geschichte der Stadt im Rathaus, die Mineralienausstellung am Leuchtturm und das Marinemuseum am Fischereihafen sind nur für gehfähige Personen zugänglich. Das Außengelände des Museums der polnischen Waffen ist ebenerdig zugänglich. Zur Ausstellung dieses Museums im Innenbereich gibt es zu den Treppen eine Behelfsschräge. Diese sollten durch Besucher mit Rollstuhl aber nur mit Hilfe genutzt werden (Steigung zirka 15 Prozent). Ebenso müssen Besucher des am Hotel „Skanpol“ gelegenen Aquarium gehfähig sein.

Ein besonderes Angebot hält die Stadt für mobilitätseingeschränkte und sportinteressierte Besucher beriet – der Sportkomplex „Millennium“.  In der Nähe des Fußballstadiums gelegen ist der gesamte Komplex als Sportangebot für Alle ausgelegt. Hier können auch Gäste mit Mobilitäteinschränkungen Sport treiben und im dazugehörigen Teil mit Gästezimmern gibt es auch 20 Zimmer, die für mobilitätseingeschränkte Gäste ausgelegt sind.

Wer in Kolberg unterwegs Hunger oder Durst verspürt, findet in der Stadt viele Möglichkeiten, dieses Verlangen zu stillen. Mobilitätseingeschränkten Personen bleiben dazu allerdings überwiegend nur Außenbereiche von Restaurants und Cafés. Außer den Restaurants in den Hotels sollte man sich deshalb auf das Restaurant „Pod winogronami“ (unter den Weinreben) am Passagierhafen, das Restaurant „Fishka Fiszka“ in der Salzstraße, im Restaurant „Centrum“ des Zentrums für praktische Ausbildung in der Kathedral-Straße (Katedralna), das Café und Restaurant „Sailor port“ in der Marina oder auf Restaurants im Bereich um die Seebrücke orientieren. Hier gibt es ebenerdig zugängliche Restaurants.

Kirche von Budzistwo

Zu Vorbereitung einer Reise nach Kolberg gibt es eine Reihe von Auskünften auf der Internetseite der Stadt sowie auf der speziellen Internetseite der Touristinformation für Besucher. Hilfreiche Informationen und Ratschläge gibt es ebenfalls im deutschsprachigen „Kolberg Café„. Vor Ort stehen vor dem Bahnhof sowie am Passagierhafen Büros der Touristinformation zur Verfügung, die beide ebenerdig zugänglich sind. Ein weiteres Büro gibt es im Rathaus. Hier erfolgt der Zugang für mobilitätseingeschränkte Besucher über einen Lift an der Rückseite des Rathauses. Bereits im Internet kann man eine Vorauswahl bezüglich einer passenden Ferienunterkunft treffen. Wer von der Touristinformation entsprechende Unterlagen anfordert, erhält Übersichten, die es auch in deutscher Sprache gibt und in denen Unterkünfte für Gäste mit Rollstuhl mit einem Piktogramm gekennzeichnet sind. Für mobilitätseingeschränkte Reisende, die elektrische Hilfsmittel mitführen ist wichtig einen Reiseadapter mitzunehmen. In diesem Land werden Stecker des Typs C und E eingesetzt. Typ C ist zwar mit deutschen Steckdosen kompatibel – die Abdeckung liegt aber nicht bei 100%. Typ E hat einen festen herausstehenden Sicherheitsleiter. Wer auf Nummer sicher gehen will, besorgt sich vorab einen Reiseadapter.

(Juni 2016)