Wismar – die Stadt mit den Schwedenköpfen

Im Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns liegt die im 10. Jahrhundert gegründete slawische Siedlung, die sich über die Jahrhunderte zur bekannten Hanse-Stadt und wichtigen Hafen- und Werftstadt entwickelt hat. Ein für die Stadt wichtiger Zeitraum war die Zugehörigkeit zur schwedischen Krone. Wismar ist heutzutage vor allem Kreisstadt sowie Sitz einer Hochschule. zudem hat die Stadt mit dem wertvollen Stadtbild kulturhistorische Bedeutung. Dank der Lage an der Ostsee ist Wismar ein beliebtes ein Tourismusziel. Wirtschaftlich bedeutend sind auch die industrielle Hafen- und Schiffswirtschaft, der  diverse Maschinenbau, die Holzverarbeitung und die Solarindustrie.

Silhouette der Stadt Wismar im Gegenlicht von der Wismarer Bucht her gesehen

Wismar ist also ohne Zweifel sehenswert. Das gilt auch für Besucherinnen und Besucher mit Mobilitätseinschränkungen. Wismar ist eine alte Stadt und, vor allem im historischen Stadtzentrum, gibt es viele mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen und engen Fußwegen. In den vergangenen Jahren wurde jedoch viel getan und die für Besucherinnen und Besucher wichtigen Wege mit abgeschliffenen Kopfpflastersteinen barrierefrei gestaltet. In Vorbereitung der Reise in diese Hansestadt sollte man sich mit dem Cityplan für Rollstuhlfahrer über diese Wege informieren. Dieser Plan enthält außerdem Hinweise zu Steigungen- und Gefälle-Abschnitte, die Lage von Behindertenparkplätzen sowie Informationen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Historisches Wassertor - Kleines Stadttor aus Backstein mit dreieckig zulaufender Spitze
Wassertor

Um Wismar kennen lernen zu können sollte auf einen Besuch des Stadtgeschichtlichen Museums der Hansestadt nicht verzichtet werden. Dieses Museum, das Schabbell-Haus in der Beguinenstraße bietet auf vier Etagen Interessantes über die Geschichte der Stadt und über den früheren Besitzer dieses Hauses, des erfolgreichen Kaufmanns, Brauers und einstigen Bürgermeister von Wismar Heinrich Schabbell.
Das Museum ist auf allen Etagen barrierefrei ausgestaltet. Die Etagen sind mittels Lift zu erreichen. Es gibt Hörstationen, Gegenstände zum Abtasten und Informationen in Leichter Sprache.

Blick über die Altstadt in Richtung Alter Hafen und Werft

So gut mit Informationen ausgerüstet wird der Stadtrundgang um vieles mehr eindrucksvoll und erlebnisreich. Zum Rundgang gehören ganz sicher der Markplatz mit der bekannten Wasserkunst. Aber auch der Platz um die Sankt-Marien-Kirche und den Fürstenhof sollte man sich Zeit nehmen. Etwas mehr Zeit sollte für den Besuch der Kirche Sankt-Georg vorgesehen werden. Das aus dem 13. Jahrhundert stammende große Kirchgebäude bietet einen beeindruckenden Innenraum und eine Besonderheit: Auf dem Dach gibt es eine Aufsichtsplattform auf welche man mit dem Lift auch als Besucher mit Rollstuhl gelangen kann und von der aus man einen unvergesslichen Blick über die alte Hansestadt hat. Nur einen kurze Weg die „Hohe Straße“ hinab gelangt man zur Heiligen-Geist-Kirche. Die ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert stammende Spitalkirche mit ihrer interessanten Innenausstattung und Kunstgegenständen kann also besichtigt werden.

Damit haben Sie bereits jenen Teil der Altstadt gesehen, die südlich der Einkaufsstraße (Lübsche Straße, Hinter dem Rathaus, Altwismarstraße) liegt. Die andere Seite ist der Bereich nördlich des ehemaligen Mühlengrabens und der Sankt Nikolai-Kirche hin zum Wassertor und dem Alten Hafen. Auch hier gibt es mit dem Alten Zollhaus, dem Baumhaus und dem Trubel des Hafens noch viel zu sehen.

Das Baumhaus am Alten Hafen.

Zum Besuch einer Hafenstadt gehört auch eine Hafenrundfahrt. Besucherinnen und Besucher mit Rollstuhl sollten sich dafür einen Tage mit gutem Wetter aussuchen, denn beide für die Hafenrundfahrt eingesetzten Schiffe können zwar auch Rollstuhlnutzer an Bord nehmen, verfügen aber nicht über Liftanlagen. So muss man als Rollstuhlfahrer bei einem Schiff für die Stunde während der Fahrt auf dem Heckbereich bleiben, bei dem anderen Schiff auf dem Sonnendeck.

Eigentlich ist die Innenstadt von Wismar immer gut besucht, ganz besonders dann wenn am Kreuzfahrtterminal ein Kreuzfahrtschiff liegt. So möchte so mancher nach dem Besuch der Altstadt von Wismar eventuell auch etwas mehr Ruhe haben. Dafür bietet sich als Nächstes ein Besuch der Seebrücke in Wismar-Wendorf an. Dazu können öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. Eine Tagestour auf die Insel Poel wäre ebenso möglich – allerdings sollte man dann mit dem Auto fahren. Es fährt zwar auch eine Fähre, die ist jedoch nicht barrierefrei.

Westlich von Wismar bieten sich ein Besuch des Ostseebades Boltenhagen an. In der Hauptstraße gibt es für Besucherinnen und Besucher mehrere Behindertenparkplätze. Die Kuranlagen bieten barrierefreie Wege und auch die Seebrücke sowie die Promenadenwege oberhalb des Strandes sind barrierefrei zu befahren.
Eine weitere Möglichkeit wäre der Besuch des Schloss Bothmer in Klütz. Das Schloss und der Park wurde im Auftrag von Graf Hans Casper von Bothmer im 18. Jahrhundert errichtet. Bothmer lebte in England und war Berater des Fürstenhauses Hannover und später  erster Berater des englischen Königs. In London lebte er in einem Gebäude, welches jetzt als „Downing Street 10“ bekannt ist. Schloss Bothmer ist ein „Stück England in Mecklenburg“ und für seine Besucherinnen und Besucher ohne Barrieren zugänglich.

(September 2021)