Der Naturpark Westhavelland ist der größte Naturpark Brandenburgs, der zugleich bis an die Elbe an der Grenze zu Sachsen-Anhalt reicht. Geprägt durch die Landschaft der Havel ist es ein Paradies für Tiere wie Fischotter, Biber, Eisvogel, Großtrappe, Gänse, Kraniche, Schwäne und Seeadler. Als Teil der Wiege Brandenburgs und Zentrum der optischen Industrie sowie wichtiger Standort der Chemiefaserindustrie gibt es hier also viel Natur und historische Sehenswürdigkeiten. Außerdem hat die Region eine weitere Besonderheit: Während in vielen anderen Ländern in unserer Zeit nachts wenig von den Sternen zu sehen ist, weil es vor allem in den immer größer werdenden Städten dafür einfach zu hell ist, ist das im Nordwesten von Brandenburg nicht so. Im Februar 2014 wurde der Naturpark Westhavelland von der International Dark Sky Association deshalb als Sternenpark anerkannt – damals der erste Sternenpark Deutschlands.
Besucher der Region mit Mobilitätseinschränkungen sollten bei einem ersten Besuch vor allem folgende Reiseziele ansteuern:
Naturparkzentrum Westhavelland
Sternenpark Westhavelland
Ferienhaus in Lochow
Lochow ist ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Fechesar, der nur wenige Einwohner hat und vor allem aus Ferienhäusern besteht. Er liegt am Lochower See und wird von Wald und Wiesen umgeben. Lochow liegt etwa vier Kilometer von Ferchesar entfernt und ist nur über eine mit Platten in Spurbreite eines Autos befestigte Straße mit einer Fahrt mit einem Auto durch den Wald zu erreichen. Im Ort gibt es eine Dorfstraße gleicher Art, die Nebenstraßen bestehen aus Streifen von Rasenseiten, Rasenmitte und sandigen Fahrspuren.
Die Ferienhausvermietung Liane Zemlin biete ein Ferienhaus, das für Gäste mit Rollstuhl ausgestattet ist – das Ferienhaus „Großtrappe“. Es ist von Rasenflächen umgeben, verfügt über eine überdachte Sitzfläche und der Eingang zum Ferienhaus erfolgt über Schrägen zur Sitzfläche sowie über eine weitere Schräge in das Haus. Das Innere des Ferienhauses ist ebenerdig. Es gibt eine große Wohnküche, drei Schlafzimmer sowie ein Einbettzimmer, das für Rollstuhlnutzer räumlich ausreichend groß ist. Darüber hinaus stehen ein kleines WC sowie ein Sanitärraum mit Toilette, Handwaschbecken und ebenerdige Dusche zur Verfügung. Dieser Sanitärraum erfüllt die Vorgaben für einen barrierefreien Sanitärraum.
Hervorzuheben ist zudem, das dieses Ferienhaus über Abschirmung gegen Elektro-Smog verfügt.
Da das Ferienhaus auf dem Gebiet des Sternenpark Westhavelland liegt werden hier auch die Möglichkeit zur Beobachtung des Himmels sowie Workshops zur Astronomie oder Astrofotografie angeboten.
Naturparkzentrum Westhavelland
Das Naturparkzentrum Milow befindet sich im Ortsteil Milow der Stadt Premnitz und ist etwa vier Kilometer von Stadtkern Premnitz entfernt. Vor dem Naturparkzentrum gibt es zwei ausgewiesene Parkplätze für Inhaber von Behindertenparkkarten. Die Flächen vor dem Gebäude wurden mit deutlich spürbaren und nur schwer zu befahrendem Kopfstein gepflastert. Die Ausstellung des Naturparkzentrums umfasst zwei Räume, die ebenerdig zu befahren sind. Die Ausstellung ist auch flächenmäßig ausreichend groß, um dies ebenfalls mit Rollstuhl tun zu können. Das trifft auch auf Exponate wie die Möglichkeit zu, Videos über den Naturpark zu sehen. Die Exponate sind – außer die mittels Mikroskop zu betrachtenden – so angeordnet, dass man sie auch vom Rollstuhl aus gut sehen kann.
Die Kleinstadt Nauen, welche zugleich eine der flächenmäßig größten Gemeinden Deutschlands ist, bildet den westlichen Teil des Osthavellandes. Die frühere Ackerbürger-Stadt ist auch für einen Kurzbesuch ein sehenswertes Reiseziel. Das Zentrum der Stadt gibt die Möglichkeit, frühere Ackerbürgerhäuser zu sehen, die Schulgebäude und Kirchen von außen zu betrachten oder den im Jahr 1889 erbaute Wasserturm zu umrunden, welcher in Wohnungen umgebaut wurde. In der Stadtinformation gibt einen Informationsblatt für einen Stadtrundgang, sowie einen handlichen Stadtplan und eine Liste mit den gastronomischen Einrichtungen der Stadt. Leider gibt es darin keinerlei Auskunft zur Barrierefreiheit in Nauen. Beim Rundgang sahen wir auf den Hauptwegen gut gestaltete Fußwege mit an Straßenecken und Straßeneinmündungen angeschrägten Bordsteinen. Nebenstraßen abseits der Hauptwege sollte man nicht nutzen wollen – sie sind fast ausschließlich mit holprigem Kopfsteinpflaster versehen. Die „Galerie am Blauen Haus“ in der Gartenstraße ist ebenerdig zugänglich. Als ebenerdig zugängliche Gaststätte ist das „Altstadt-Café Nickel“ in der Marktstraße zu nennen, das jedoch nicht über eine barrierefreie Toilette verfügt. Wer mit dem Auto nach Nauen kommt, kann davon ausgehen, dass sich bei den ausgeschilderten Parkplätzen auch Stellflächen für die Fahrzeuge von Inhabern von Behindertenparkkarten befinden. Der Bahnhof Nauen verfügt über einen stufenfreien Zugang.
Der zwischen Havel und Bundesstraße 102 befindliche Stadtteil von Premnitz bildet einen relativ schmalen bebauten Streifen. Vor allem entlang der Gerhart-Hauptmann-Straße, welche direkt zur Aussichtsplattform führt, ist zugleich Standort weiterer Geschäfte, eines EDEKA-Center und einzelner Läden sowie Gaststätten. Die Fußwege und Straßenbereiche sind hier barrierefrei gestaltet. Die Straßen und Wege in diesem Teil von Premnitz sind gut gestaltet, so, dass hier auch ein Spaziergang mit Rollstuhl Spaß macht. Wer sich bei diesem Spaziergang stärken möchte, kann das im Imbiss-Bereich des EDEKA-Center oder in der „Genuss Kantine“ am Gesundheitszentrum auf der anderen Straßenseite tun. Besuchern mit Rollstuhl stehen hier nur Toiletten im EDEKA-Center (während dessen Öffnungszeit) zur Verfügung.
Im Rahmen der Bundesgartenschau 2015 entstand am Ufer der Havel eine Aussichtplattform. Besucher können die Plattform auf elf Metern Höhe über eine Treppe aber auch mit dem Fahrstuhl betreten. Von hier oben aus gibt es einen herrlichen Ausblick über den Fluss Havel mit den angrenzenden Wiesen sowie den Stadtpark der ebenfalls anlässlich der BUGA 2015 geschaffen wurde. Auf der Plattform sind viele Informationstafeln zu Landschaft, Flora & Fauna des Naturparks Westhavelland vorhanden. Entlang des Anlegers, der Aussichtsplattform sowie der Havel gibt es einen gut ausgebauten Weg, welcher jedoch bereits nach einem Stück des Weges zur Bundesstraße 102 zurückführt.
Der innerstädtische Bereich der Stadt Rathenow ist um die Berliner Straße für ein Kennen lernen der Stadt mit Rollstuhl gut ausgelegt. Die Fußwege sind gut ausgebaut und die Bordsteinstellen sind an Querungsstellen abgesenkt. In diesem Stadtbereich stehen viele ebenerdig zugängliche Geschäfte, beziehungsweise durch Schrägen erreichter ebenerdigen Zugänglichkeit zur Verfügung. Auch die Gegend um den Stadtkanal ist gut mit Rollstuhl zu befahren. Hier gibt es auch das Restaurant mit Pension „Zum Alten Hafen“. Das Restaurant ist wegen seiner Speisen bekannt. Gäste mit Rollstuhl können die Räume über einen Eingang seitlich der Treppe erreichen. Im Restaurant steht eine Toilette für Gäste mit Rollstuhl zur Verfügung. Die Sankt Marien Andreas Kirche ist weithin sichtbar. Vom alten Hafen aus führt eine leicht zu befahrende Brücke zum Kirchplatz. Hier dominiert allerdings grobes Kopfsteinpflaster. Auch Steinstraße und Schwedendamm, der Weg zum Optikpark, sind ebenfalls gut mit Rollstuhl zu befahren.
Im Kulturzentrum Rathenow befindet sich auch das Optikmuseum Rathenow mit einer Ausstellung zur Geschichte der optischen Industrie sowie wechselnden Sonderausstellungen zum Fachgebiet.
Der Zugang zum Museum erfolgt über eine Schräge sowie durch eine Seitentür an der dem Einkaufszentrum zugewandten Seite. In das Museum im Obergeschoss kann man dann mittels Lift gelangen. Das Museum selbst umfasst in seinen zwei Räumen mit seinen Exponaten eine Ausstellung zu verschiedenen Aspekten der Optik, der Herstellung von optischen Gläsern, Spiegeln und Brillen, Fotoapparaten und Ferngläsern. Die Exponate sind, bis auf wenige Ausnahmen, auch vom Rollstuhl aus gut zu sehen. Details zur Barrierefreiheit sind zum Kulturzentrum und zum Optikmuseum auf den Internetseiten der Tourismus Marketing Brandenburg nachzulesen.
Der Optikpark Rathenow ist ein in Verbindung mit der Landesgartenschau 2007 und der Bundesgartenschau 2015 gestalteter Park. Er liegt nur etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Besuch des Parks ist eintrittspflichtig, als Saisonbetrieb nur von April bis Oktober zu besuchen. In seiner Anlage wurde er barrierefrei gestaltet und bietet viele Möglichkeiten für eine entspannte Gestaltung der Freizeit.
Das kleine Dorf Semlin lädt zu einem Spaziergang und dazu ein, das Dorf mit seiner Seepromenade, dem Denkmal der „Butterhexe“ sowie vielen dörflichen Ecken kennen zu lernen. Das Gelände um die protestantische Kirche bietet dazu gut ausgebaute Fußwege mit vielen Stellen mit angeschrägten Bordsteinen. Das Seeufer bietet zudem schöne Blicke über den Hohennauer See. Es gibt mehrere Gaststätten, welche jedoch, außer das „Bauernstübchen“ nur über mindestens eine Stufe zugänglich sind. Der Zugang zum Gastraum des „Bauernstübchen“ ist ebenerdig mit ausreichend breiter Tür. Die Toilette im Gastraum ist sehr eng (nur zu Fuß zu betreten). Eine Toilette für Gäste mit Rollstuhl gibt es im Saal des Restaurants.
Das im Jahr 1441 erstmals erwähnte Dorf im Rhinower Ländchen ist faktisch zugleich der älteste Flugplatz der Welt – hier war der Ingenieur und Flugpionier Otto Lilienthal im Sommer 1891 als erster Mensch geflogen und am 9. August 1896 beim Dorfe gelegenen und 110 Meter hohen Gollenberg abgestürzt sowie an den Unfallfolgen verstorben.
An Otto Lilienthal erinnert ein Verein mit dem Lilienthal-Centrum im Ort sowie einer Ausstellung auf dem Gollenberg. Im Zentrum erläutert eine Dauerausstellung die Leistungen Lilienthals auf dem Feld des Fliegens. Im Erdgeschoss gibt es Videos darüber zu sehen. Mittels eines Plattformliftes gelangen mobilitätseingeschränkte Besucher dann in ein Obergeschoss mit der weiteren Ausstellung. Dort befindet sich die Eingangskasse, ein Andenken-Shop sowie auch die Toiletten, darunter auch eine Toilette für Besucher mit Rollstuhl. Die Ausstellung ist insgesamt so gestaltet, dass die Exponate auch von Rollstuhl aus gut zu betrachten und die Texte leicht lesbar sind. Auf dem Gollenberg steht seit dem 23. Oktober 1989 ein Langstreckenflugzeug vom Typ IL 62 sowie ein nachgebildeter Hangar, in welchem die einzige Ausstellung zu sehen ist, welche an die Fluggesellschaft „Interflug“ erinnert. Diese Ausstellung ist über einen ansteigenden Weg vom Parkplatz aus zu erreichen.
Besucher mit Behindertenparkkarte können trotz Sperrzeichen bis zum Hangar vorfahren. Das ist zuvor anzumelden (Telefon: 033875 90 690). Mobilitätseingeschränkte Besucher können die Ausstellung im Hangar und das Außengelände um das Flugzeug besichtigen. In das Flugzeug können Besucher mit Rollstuhl nicht. Dort wird ein Film über die damalige Landung dieser Passagiermaschine auf dem früheren Segelflugplatz gezeigt, dies kann aber nach Absprache auch im Hangar geschehen. Im Hangar gibt es einen Imbiss sowie Toiletten, darunter auch für Besucher mit Rollstuhl.
Unmittelbar am Parkplatz befindet sich das Hotel und Restaurant „Schwalbennest“. Sowohl von der Frontseite wie auch vom Biergarten her ist das Gebäude nur über Treppen zugänglich. Besucher mit Rollstuhl können jedoch über die Fahrzeugauffahrt in den Biergarten gelangen. Von hier aus führt eine Schräge in das Restaurant, wo sich ebenfalls eine durch Gäste mit Rollstuhl nutzbare Toilette befindet.
Im Westhavelland wird es nachts so dunkel, wie in nur wenigen anderen Landstrichen in Deutschland. Zudem ist fast die gesamte 1.380 Quadratkilometer große Region als Naturpark ausgewiesen und genießt daher einen besonderen Schutzstatus. Alles gute Voraussetzungen dafür, die Anerkennung als Sternenpark zu erreichen – ein Titel, welcher nach Lichtmessungen seit dem Jahr 2009 am 12. Februar 2014 von der International Dark Sky Association (IDA) offiziell verliehen wurde. Neben der Beobachtungsstation „Sternenblick Parey“ gibt es hier bisher zehn Beobachtungsplätze mit guten Voraussetzungen, Sterne sehen und den Himmel beobachten zu können.
(Oktober 2017)