Mit den mehr als 3.000 Seen, großen Wäldern sowie Dörfern und kleinen Städten erwartet den Besucher der Mark Brandenburg nicht einmal 100 Kilometer nördlich von Berlin Erholung mit viel Natur sowie in familiärer Atmosphäre. Zu den bekanntesten Orten dieser Region gehört Rheinsberg. Die kleine Stadt an den Ufern des Grienericksee hatte sich der damalige preußisch Kronprinz Friedrich ausgewählt, um in einem kleinen aber feinen Schloss Künstler und Musiker um sich zu scharen und das Leben zu genießen. Später hatte auch Theodor Fontane die so entstandene barocke Residenzstadt besucht und beschrieben. Kurt Tucholsky wählte sie dann zum Ort des Geschehens für sein „Bilderbuch für Verliebte“.
Nachdem die Fürst Donnersmarck – Stiftung hier ihr im Jahr 2001 für die Ansprüche von Gästen mit Rollstuhl angepasstes „Haus Rheinsberg – Hotel am See“ eröffnet hatte, entwickelte sich Rheinsberg immer mehr zu einem Urlaubsziel, das mobilitätseingeschränkten Besuchern viel Komfort bietet sowie Unternehmungslust nur ganz selten durch verbliebene Barrieren einschränkt.
Bereits beim ersten Spaziergang durch die Stadt fällt auf, dass an den Straßenkreuzungen und bei anderen Straßenübergängen die Bordsteinkanten abgeschrägt sind. Die Fußwege sind zwar auch mit kleinen Pflastersteinen belegt, in ihrer Mitte gibt es jedoch überwiegend einen mit großen Platten zirka einen Meter breiten Weg, der problemlos mit Rollstuhl oder Kinderwagen befahren werden kann. Und: Auf diesem Streifen stehen weder Werbeaufsteller noch Stühle oder Tische der Gaststätten.
Wer es genauer wissen möchte, den sollte der erste Spaziergang zur Touristinformation führen, dort gibt es einen Stadtplan auf dem für Besucher mit Rollstuhl empfohlene Wege gekenn-zeichnet sind. Darüber hinaus gibt dieser Plan Auskunft darüber, wo Wegabschnitte problemlos oder mit relativ großer Steigung oder Gefälle zu überwinden sind und zeigt die Standorte jener Gaststätten, die mit Rollstuhl zugänglich sind. Der Plan gibt auch an welchen Stellen der Besucher mit Rollstuhl eine Toilette findet.
Bei vielen Besuchern wird wohl Schloss Rheinsberg ganz oben auf dem Besuchsplan stehen. Kurz vor dem Schloss ist eine kurze Wegstrecke mit Kopfsteinpflaster zu überwinden, der Park selbst lässt sich auf gut verdichteter Kiesfläche dann aber gut mit Rollstuhl befahren. Wer von der Stadt aus den Park betritt, findet links den früheren Marstall. Hier gibt es die Eintrittskarten zum Schloss, einen Audio-Guide viel Informationsmaterial, Bücher und Andenken, sowie die Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen. Gegenüber dem Marstall geht es dann zum Schloss. Besucher mit Rollstuhl fahren aber durch den Durchgang, in dem sich der eigentliche Eingang befindet und biegen im Schlosshof rechts ab. Dort befindet sich dann der Lift, mit dem man in das Schloss wie auch in die Tucholsky-Ausstellung gelangt. Im Schloss wird man als Besucher von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dann so geleitet, dass man die Ausstellung insgesamt sehen kann. Nur einzelne Räume sind für das Befahren mit Rollstuhl zu klein, sie kann man dann nur von der Tür aus sehen.
Im Parterre des Schlosses befindet sich die Sommerwohnung des Prinzen. Sie ist über eine Schräge ebenerdig zugänglich, die von den Mitarbeitern des Schlosses angelegt wird.
Auch der Schlosspark lädt Besucher zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Die Wege bis zur Feldsteingrotte und durch das Orangerierondell sind, bis auf einige Abschnitte mit sandigen Wegen, gut zu befahren. Wer jedoch den Poetenweg bis hin zum Obelisk wandern möchte, muss zwei kleine Brücken passieren. Dies ist mit Rollstuhl nur mit Hilfe möglich. Auch wird der sich anschließende Weg dann schmaler und zum Obelisk hin bergig. Für Reisende mit Rollstuhl ist hier Schiebehilfe angesagt.
Wer Rheinsberg besucht, sollte auch an ein Besuch des Schlosstheaters, einen Abend in der unvergesslichen Atmosphäre des Heckentheaters oder eines Konzerts im Schlosshof denken. Auch für jene, die gern wandern gibt es eine schöne Möglichkeit. Vom Schlosspark bis zum Seebad führt ein gut befestigter Weg unmittelbar am See entlang. Hier gibt es Bootsstege und Gaststätten, die zur Einkehr einladen – ideal für einen Abendspaziergang.
Tagsüber wäre eventuell ein Bummel durch die Rhinpassagen vorzuziehen. Hier lädt keine großer Block von Geschäften zum Bummel und Kauf ein, sondern die Passage besteht aus einer Straße mit kleinen Geschäften sowie Gaststätten links und rechts, die letztlich den Eindruck einer italienischen Kleinstadt hinterlässt. Hier macht Bummeln und Einkaufen ebenfalls mit Rollstuhl Spaß – auch wenn nicht alle Zugänge wirklich normgerecht sind.
Keinesfalls sollte man an der Kirche Sankt Laurentius auf dem Marktplatz vorbeigehen, ohne das aus dem 13. Jahrhundert stammende Gebäude mit Hochaltar, der kunstvoll gestalteten Kanzel, dem Taufbecken sowie den beiden Orgeln gesehen zu haben. Und das kann hier jeder, auch jene, die mit Rollstuhl kommen. Der Eingang unter dem Turm führt ebenerdig in diese Kirche.
Das ist jedoch längst nicht alles, was man sich in Rheinsberg ansehen sollte. So gibt es einen Kremser, mit dem auch Rollstuhlnutzer mitreisen können.
Auf jeden Fall gehört ebenso eine Reise mit einem Schiff auf dem Grienericksee und dem Rheinsberger See. Das ist für Reisende mit Rollstuhl mit Reederei Halbeck möglich. Besucher mit erheblichen Mobilitätseinschränkungen, kleine Gruppen von Rollstuhlnutzern oder jene, die das vom Komfort her so wünschen, können diese Reise auch mit Rolly-Tours unternehmen, einem Anbieter, der mit ebenerdig gestalteten Schiffen fährt.
Weitere Einzelheiten zur Vorbereitung eines Besuch in Rheinberg können bei der dortigen Touristinformation erfragt werden. Bei Details des erforderlichen Service während des Aufenthaltes hilft ebenso das „Haus Rheinsberg – Hotel am See„.
(August 2015)