Oranienburg – Stadt mit Oranien-Schloss am Havelstrand

Oranienburg ist eine alte Stadt, deren Geschichte bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht.  Sie hieß einst „Bötzow“ und trägt seit 1652 den jetzigen Namen nachdem der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg seiner Prinzessin Louise -Henriette von Oranien-Nassau hier ein Schloss im holländischen Stil hatte bauen lassen – die Oranje-Burg – ein Name der schon bald als „Oranienburg“ auf die ganze Stadt überging.Die spätere Bedeutung dieser Stadt hängt vor allem damit zusammen, dass sie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als  Industrie – und Villenstadt am Rande Berlins entwickelte. Oranienburg ist Endstation einer S-Bahn-Linie und so auch von Berlin aus ohne größere Umstände zu erreichen.

Wer heute nach Oranienburg kommt, findet eine Stadt vor, in der es zwar frühere Bürgerhäuser gibt, im Stadtbild dominieren jedoch die Bauten der DDR-Zeit sowie Neubauten. Auf dem Weg durch die Stralsunder und die Bernauer Straße zur Touristinformation an der Havel ist das augenscheinlich zu sehen. Wer schon einmal in dieser Stadt war, wird zustimmen: Vieles ist anders. Die Stadt ist vor allem bunter geworden und insgesamt mit einem Rollstuhl gut zu befahren.

Oranienburg – Innenstadt

Im Stadtgebiet sind nicht sehr viele Geschäfte ebenerdig zugänglich. Bei einigen Läden gibt es jedoch außen Klingeln, um die Mitarbeiter rufen zu können. An den Kreuzungen und Übergängen gibt es abgesenkte Bordsteine. Der Belag der Fußwege besteht überwiegend aus „Berliner Pflaster“ – kleine Steine mit breite Granitplatten in der Wegmitte oder Pflasterungen mit kleinen Steinen. Die Stadt ist also insgesamt gut mit einem Rollstuhl zu befahren. Außer zum Überqueren der Havel sind keine größeren Steigungen im Gelände zu überwinden. Die Steigungen liegen hier bei den Auf- und Abfahrten zwischen sechs und acht Prozent auf Längen von 50 bis 100 Metern. Der Weg der Havelpromenade ist asphaltiert.

Nach dem Besuch der Touristinformation muss man sich nun über die Richtung des weiteren Weges entscheiden – rechts ist das Schloss zu sehen, links überragt die Kirche Sankt Nikolai die anderen Gebäude. Gerade diese Kirche sollte man auch besichtigen. Sie ist offen und hat eine Besonderheit – es ist eine „Kirche in der zweiten Etage“. Nach dem Vorbild einer Kirche in Berlin-Frohnau hatte man sich beim Wiederaufbau dazu entschieden, im Untergeschoss Räume für Christenlehre und Verwaltung einzurichten und das Kirchenschiff dann in das Obergeschoss zu setzen. Durch einen Seiteneingang können Rollstuhlnutzer über eine Schräge in das Gebäude gelangen und mit einem Fahrstuhl die Kirche erreichen. Vom Mittelgang der Kirche sind der Altarraum wie auch die Orgel gut zu sehen sowie die Bibliothek im Nebenraum zu nutzen.

Wer sich für einen weiteren Spaziergang stärken, oder zu Mittag essen möchte, findet im Bereich der Breite Straße und Bötzower Platz mit kleinen Pizza- oder Döner- Läden dazu mehrere Möglichkeiten. Zu erwähnen ist auch das italienisches Restaurant „L’Oasi“ im Blumenthalschen Haus am Schlossplatz. Es ist über eine Schräge an der Rückseite ebenerdig zugänglich. In dem Teil der Stadt zwischen Havel und Bahnhof sind vor allem das Bistro „Sky Oase“ (Ecke Schulstraße – Mittelstraße) sowie ein Fischimbiss in der Mittelstraße auch für Gäste mit Rollstuhl zugänglich.

Schloss Oranienburg

Für einen Besuch im Schloss sollte man sich für das Schlossmuseum und das Kreismuseum, die sich beiden im Schloss befinden, sehr viel Zeit einplanen. Das Gelände vor dem Schloss ist recht holprig. Links des Schlossportal gibt es eine unscheinbare Tür durch welche Besucher mit Rollstuhl Zutritt zu beiden Museen erhalten. Im Schloss ist sehr viel über das Leben des Kurfürsten und seiner Gemahlin Louise Henriette erfahren. Es gibt alte Möbel, wertvolle Teppiche, Porzellan- und Goldgeschirr sowie viele Bilder von den früheren Bewohnern des Schlosses zu besichtige. Für Rollstuhlnutzer ist die Ausstellung komfortabel: Die Tafeln mit den erklärenden Informationen sind so angebracht, dass sie insgesamt gut lesbar sind. Und – das alles ist schwellenfrei zu erreichen.

Das trifft auch auf die Ausstellung des Kreismuseums zu. Angefangen von den dort ausgestellten Werkzeugen, Waffen und Schmuckgegenständen aus jener Zeit, als diese vor allem aus Stein oder Bronze bestanden, bis hin zur Ausstellung der Geschichte der Binnenschifffahrt sind die Exponate gut vom Rollstuhl aus zu sehen. Dass Binnenschiffe für Oranienburg wegen der Lage an der Havel eine besondere Rolle gespielt haben, wissen vermutlich viele. Das Kreismuseum dieser Stadt beherbergt aber auch das erste Museum der Binnenschifffahrt Deutschlands.

Im Schlosspark

Unbedingt sollte die Zeit eines Aufenthaltes in Oranienburg auch den Bummel durch den Schlosspark reichen. Gleich neben dem Schloss schlendert man hier durch den historischen Park sowie vorbei an kleinen Themengärten und vielen bunten Blumen. Dabei fällt auch die bunte Spiellandschaft ins Auge – eine gute Idee, vor allem für Kinder, die sich auch bei unserem Besuch zwischen Kletterfelsen, Hüpfkissen und Spielhaus auf ihre Art mit der Natur vertraut machen. Vor allem sollte man sich für die abwechslungsreichen Themengärten etwas mehr Zeit lassen. Hier gibt es viel, und nicht nur ein überdimensioniertes Bett, Sportgeräten und mehreren Hochbeeten zu entdecken, die natürlich für Besucher mit Rollstuhl immer eine Möglichkeit sind, besonders nah an Blumen heranzukommen. Die Wege im Schlosspark sind ebenfalls asphaltiert oder gut verdichtet. Nur um die Hochbeete beim Großschach ist der Kies grob und ungenügend verdichtet.

Auch für einen Abstecher zum Schlosshafen und den Bummel entlang der Havelpromenade sollte die Zeit des Aufenthaltes in Oranienburg ausreichen – ideal, um noch einmal in Ruhe auf die Stadt zu blicken und längs der Havel über den Louise-Henriette-Steg zurück zum Bahnhof oder zum Parkplatz zu schlendern.

Besucher mit Rollstuhl finden in Oranienburg an folgenden Orten Toiletten:
– am Bahnhof
– Havelpassage Ecke Bernauer – Sachsenhaussener Straße
– Ecke Bernauer Straße – Fischerstraße
– Touristinformation,
– Schlosspark am Eingang und bei den Blumenhallen
– am Caravanstellplatz am Schlosshafen (Rungestraße)

Besucher der Stadt Oranienburg, die länger als einen Tag bleiben möchten, könnten sich ja dann für alles etwas mehr Zeit lassen und eventuell noch die Gedenkstätte Sachsenhausen oder das Ofen- und Keramikmuseum Velten besuchen, beziehungsweise sich im Freizeitpark Germendorf erholen und diesen Besuch sogar mit Besuchen in Berlin oder Potsdam verbinden.

(April 2017)