Lutherstadt Mansfeld – Ort der Kindheit von Martin Luther

Das südlich des Harzes gelegene Mansfelder Land ist eng mit dem Leben des Reformators Martin Luther verbunden. Er wurde am 10. November des Jahres 1483 in der Stadt Eisleben geboren und ist hier am 18. Februar 1546 verstorben. Er wuchs jedoch in der benachbarten Stadt Mansfeld auf, wo sich seine Eltern im Frühjahr 1484 niederließen, ein Haus kauften und ein Unternehmen, eine Hütte zur Kupfergewinnung, aufbauten, welche der Familie Luther ihr Auskommen ermöglichte. Martin Luther besuchte hier in Mansfeld von 1488 bis 1497 die Schule bevor er auf die Pfarrschule nach Eisenach geschickt wurde.

Der Reformator Martin Luther war also vor allem ein „Mansfeldisches Kind“ und mehr über diesen weltbekannten Reformator zu erfahren, das geht nicht ohne einen Besuch in der Stadt Mansfeld.

Wer jedoch als interessierter Reisender mit Mobilitätseinschränkungen nach Mansfeld fahren möchte, muss sich erst einmal mit relativ wenigen Informationen aus dem Internet zufrieden geben. Die Homepage der Stadt Mansfeld gibt allgemeine Auskünfte, sagt jedoch nichts dazu, was Men­sch­en mit Mobilitätseinschränkungen für ihren Besuch wissen müssen. Auch die Inter­net­seiten der Lutherstätten Eisleben und Mansfeld sind für mobilitätseinge­schränkte Besucher nicht hilfreich. Erste Hinweise zu den Lutherstätten der Stadt gibt es erst innerhalb der Stadt.

Also macht man sich, am besten mit dem Auto, einfach auf den Weg. Da­bei sollte man nicht zaghaft sein, denn die ersten Hinweistafel zu den Lutherstätten tauchen erst am Stadtrand von Mansfeld auf. Relativ sicher fährt man mit der Adresse „Lutherstraße, Lutherstadt Mansfeld“. Diese Lutherstraße ist, wie die meisten Straßen dieser kleinen Stadt, eine ver­hältnismäßig enge Straße, die zudem an einem (für Besucher mit Roll­stuhl) ziemlich steil ansteigenden Berg liegt. Nur wenige Meter nach Ein­fahrt in diese Straße (von der Friedensallee / Teichstraße aus) ist an der rechten Seite ein historisches Haus zu sehen – dabei handelt es sich um einen Teil des Hauses der Eltern von Martin Luther. Etwa auf gleicher Höhe befindet sich auf der linken Straßenseite die modern ge­staltet aber in das Straßenbild eingepasste Front des neu gestalteten Luthermuseums.

Da es hier wegen der Enge der Straße und dem schrägen Ansteigen des Geländes ungünstig ist, mit dem Auto anzuhalten, oder gar zu parken, sollte man bis zur Kirche Sankt Georg oder gar bis zum Rathaus Mans­feld weiterfahren. Gegenüber dem Marktplatz mit dem Lutherbrunnen gibt es einen weiteren kleinen Parkplatz. Wenn man hier sein Auto abstellt, dann beträgt die Entfernung bis zu Martin Luthers Elternhaus etwa 300 Meter – von hier aus allerdings bergab, ein Gefälle, das man auf dem Rückweg ja auch wieder als Steigung bewältigen muss. Hierzu dürfte also Schiebehilfe erforderlich werden.                                                                                           Wenn man also bergab beginnt, dann kann man sich zuerst einen Teil des Wohnhauses der Eltern von Martin Luther ansehen. Es ist weitgehend in sein­er   historischen Substanz erhalten und so lediglich von Personen zu be­sichtigen, die gehfähig sind. Wer gehfähig ist, und dieses Haus besichtigen möchte, erhält die Eintrittskarten dazu im gegenüberliegenden Luthermuseum.

Dass es nur ein Teil des früheren Hauses der Familie Luther ist und wie groß das Haus der Familie ursprünglich war, erfährt man im Luthermuseum an der gegenüber-liegenden Straßenseite genauer. Im Jahr 2003 wurden bei Sanierungs-arbeiten an Luthers Elternhaus Ausgrabungen vorgenommen wobei Gegenstände gefunden wurden, welche einen Ein­druck des Lebens der Familie Luther geben. Diese historischen Asservate haben ihren Platz im Luthermuseum gefunden. Dabei handelt es sich um einem modernen Neubau, der auch für mobilitätseingeschränkte Besucher dank Lift ohne Barrieren zugänglich ist. Die Exponate werden in einer Art und Weise präsentiert, die auch für Besucher mit Rollstuhl gute Einsichtsmög­lichkeiten bietet. Es gibt auch unterfahrbare Präsentationstische, wo­bei bei deren Gestaltung der Norm für Barrierefreiheit nicht immer in vol­lem Umfang Rechnung getragen wurde. Die ausgestellten Bücher sind teilweise gut einsehbar (schräg aufgestellt), jedoch befinden sich die Ausstellungsstücke überwiegend hinter Glas, so gibt es faktisch keine Angebote für in der Sehkraft eingeschränkte Besucher. Bei der Beschriftung wurde relativ viel Text in kleinen Buchstaben eingesetzt. Es gibt in der Ausstellung mehrere multimedial zu bedienende Exponate, Voraussetzung ist dafür jedoch Sehfähigkeit. Im Eingangsbereich des Museums gibt es eine Toilette für Besucher mit Roll­stuhl.

Die Kirche Sankt Georg ist die Heimatkirche Martin Luthers und befindet sich in einer Umgebung enger Straßen, welche auch in unserer Zeit dem Besucher ein Gefühl von Mittelalterlichkeit geben. Hier sollte man verweil­en, sich alles genau betrachten und in seiner Gesamtheit auf sich wirken lassen. Für die Kirche Sankt Georg sollte man sich Zeit und Ruhe nehmen. Das Gebäude wurde außen renoviert und ist im Inneren sehr gut in seiner historischen Gestalt erhalten. Diese Kirche bietet dem Besucher vor allem das Erlebnis, historisch wertvolle Gegenstände im Original sehen zu kön­nen – so den Hauptaltar aus dem Jahr 1503 und zwei Altarretabeln (Altar­auf­sätze)  aus den Jahren 1492 und 1520. Zu den Sehenswürdigkeiten gehört ein aus dem Jahre 1540 stammendes Bild von Martin Luther. Es zeigt ihn im Ornat und ist das einzige Ganzkörperportrait, das es vom Re­formator gibt. Der Zugang zur Kirche erfolgt durch eine Tür mit einer hohen Schwelle, welche jedoch mit zur Verfügung stehenden Behelfs­schräge zu überbrücken ist. Das Innere der Kirche ist bis zur Kanzel und zum Altarbereich ebenerdig, der dahinter befindliche Bereich kann nur über eine Stufe erreicht werden.

Unmittelbar bei der Kirche steht auch das Gebäude jener Schule, die Mar­tin Luther besuchte. In den Räumen ist die Touristinformation unter­ge­bracht. Sie ist jedoch nur über Treppenstufen zugänglich und am Wochen­ende ohnehin geschlossen.
Gegenüber der Touristinformation befindet sich an einer Wand neben der Kirche ein historischer Stadtplan von Mansfeld, den man sich unbedingt ansehen sollte.

An Martin Luther erinnert in Mansfeld ebenfalls ein Lutherbrunnen, welch­er ihm zu Ehren im Jahr 1913 aufgestellt wurde und sich nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt befindet. Dieser Brunnen zeigt auf drei Tafeln die wichtigsten Stationen im Leben des Reformators Martin Luther.

Auf einen Spaziergang durch die Stadt muss man sich auf enge Stras­sen, schmale Fußwege einstellen, die in der Stadt Mansfeld gibt es zwei Gaststätten, die für mobilitätseinge­schränkte Besucher der Stadt von Interesse sind. Die erste Möglichkeit ist das Restaurant „Mansfelder Hof“ in der Sangerhäuser Straße, das einzige Restaurant, welches für Besucher mit Rollstuhl wenig geeignet sind. Aller­dings gibt es unter den Bewohnern durchaus Verständnis dafür, wenn man mit Rollstuhl die Straße benutzt. Wer sich also die Stadt ansehen möchte, kann das tun, sollte jedoch bedenken, dass das Gelände nur im Bereich des Rathauses verhältnismäßig eben ist und die Eingänge der Geschäft der Stadt fast ausschließlich ein oder zwei Stufen am Eingang aufweisen.

(außer montags) auch Mittagessen anbietet.  Gäste mit Rollstuhl können über eine recht steile Schräge an den Tischen im Vorgarten Platz nehmen, der Zugang zu den Gasträumen ist nur über Stufen möglich. Die zweite Möglichkeit ist ein Besuch der Christlichen Jugend­bildungs- und Begegnungsstätte auf dem Mansfelder Schloss. Für den „kleinen Hunger“ gibt es hier die „Wächter-Stube“, die für Gäste mit Rollstuhl zugänglich ist aber kein Mittagessen sondern Imbiss bietet.  Wer hier zu Mittag essen möchte, kann sich vorher bei der Begegnungsstätte anmelden und bekommt dann sein Essen wie alle anderen Hausgäste.

Sollten diese Angebote den individuellen Ansprüchen nicht entsprechen können, käme dann noch die Gaststätte „Forellenhof“ in Möllendorf in Frage. Dieser Ort liegt etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und ist über die Straße nach Sangerhausen zu erreichen, von der am Ortsaus­gang Mansfeld die Straße nach Möllendorf abgeht. Ist man in diesem Dorf angekommen, findet man die Gaststätte an der Bushaltestelle. Sollte un­mit­telbar gegenüber der Gaststätte kein Parkplatz frei sein, gibt es einen Parkplatz, welchen man von der Bushaltestelle aus über eine links der Haupt­straße abgehende Straße erreicht. Sowohl das Gastzimmer wie auch der kleine Biergarten vor dem Haus sind über Schrägen zugänglich.

(August 2015)