Bernau – moderne Stadt mit mittelalterlichem Kern

Bernau kennt jeder – zumindest die lustige und anschauliche Beschreibung einer Hochzeitsfeier, nämlich jener des „Zickenschulze aus Bernau“. Wer jedoch die Stadt selbst besucht, lernt eine kleine Stadt mit historischem, mittelalterlichen Stadtkern kennen, die Anfang des 13. Jahrhunderts gegründet wurde. Obwohl es in der Stadt auch Neubauten der DDR-Zeit gibt, vermittelt die Altstadt vor allem das Gefühl des Mittelalterlichen.

Bernau

Bei der Ankunft mit der S-Bahn oder einem Regionalzug wird man von einem Bahnhof begrüßt auf dem der Ausstieg auch für mobilitätseinge-schränkte Reisende ohne weitere Hilfe möglich ist. Auch der Bahnhofsvorplatz ist gut mit Rollstuhl zu befahren. In dem Büro der Touristinformation, die ebenfalls, wie die nebenan befindliche Galerie, ebenerdig zugänglich ist, gibt es ein Informationsblatt für das Kennen Lernen der Stadt – auch mit Rollstuhl.

Kirche Sankt Marien

Dieser Routenempfehlung folgend könnte man den Weg zur Stadterkundung durch die Bürgermeisterstraße zum Marktplatz und der im Jahre 1519 geweihte spätgotische Kirche Sankt Marien fortsetzen. Sie gehört zu den bedeutendsten Gebäuden der Stadt. Außerhalb der Zeiten für Gottesdienste ist dieses beeindruckende Bauwerk für jeden zu besuchen. Der Zugang ist schwellenfrei möglich und wer sich den Altarraum genauer ansehen möchte, kann dank mobiler Schräge auch das tun.

Die parallel zur Bürgermeisterstraße verlaufenden Brauereistraße und Tuchmacherstraße sind, wie die quer verlaufende Berliner Straße, mit einem Rollstuhl gut zu nutzen. Hier und auf dem Markt hat man als Rollstuhlnutzer, außer am Kirchplatz, keine Schwierigkeiten. Auf dem Kirchplatz gibt es Kopfsteinpflaster und sehr enge Bürgersteige.

Wer sich nach einem erste Rundgang stärken möchte, findet auch als Besucher mit Rollstuhl dazu mehrere Möglichkeiten. Dazu gehören im Stadtzentrum das Restaurant „Schwarzer Adler“ in der Berliner Straße – einer Gaststätte, die mittels Schräge ebenerdig zugänglich ist sowie regionale Küche bietet, und das auch vegetarisch oder glutenfrei. Einschließlich der Tatsache, dass auch eine Toilette für Gäste mit Rollstuhl vorhanden ist, eine gute Möglichkeit, sich für weitere Rundgänge zu rüsten. Ähnlich gute Zugangsbedingungen bieten aber auch das „Café am Steintor“ und das „Gasthaus Leiterwagen“.

An der Stadtmauer

Hinlänglich Zeit sollte man sich für einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Stadtmauer einplanen. Sie ist in großen Teilen erhalten. Dieses Zeugnis des Mittelalters ist rund acht Meter hoch und noch ungefähr 1.300 Meter  lang. Zu ihr gehörten einst 42 Lughäuser, zwei Rundtürme und drei Stadttore. Reste der Lughäuser sowie das mit dem Hungerturm verbundene Steintor, das Mühlentor und der Pulverturm sind erhalten. Dank des Bandes breiter Platten auf dem Fußweg (sogenanntes „Berliner Gehwegpflaster“), der historisch aus Kopfsteinpflaster besteht, ist auch dieser Weg entlang der Stadtmauer gut mit Rollstuhl zu befahren. Schade, dass das Wolf-Kahlen-Museum nur im Parterre ebenerdig und das Heimatmuseum im Steintor sowie das Museum im Henkerturm nur für gehfähige Besucher zugänglich sind. 

„Die Mauer ist Teil eines früheren dreifachen Wall- und Grabensystems.“ diese Zeile aus einer der Broschüren sollte man nicht überlesen. Sie könnte der Grund dafür, ein zweites Mal entlang der Stadtmauer wanderten – jetzt jedoch außerhalb des Stadtkern. Diese Wallanlagen sind nämlich nun schöne und an vielen Stellen blühende Parks, die man unbedingt gesehen haben sollte.

Den Spaziergang könnte man an der Stadtmauer ausklingen lassen – im „Café Herz“, zum Beispiel. In dem kleinen Café gibt es wohlschmeckenden Kuchen und Eisbecher mit Eissorten, die man noch nicht überall bekommt.

Ach ja, noch eins: Den „Zickenschulze“ hat es nicht wirklich gegeben. Der Mann, der sich damals schon die vierte Frau genommen haben soll, und der Klempner, der während der Feier wohl auf dem Pflaumenkuchen ausrutschte – das sind nur literarische Erfindungen. Real ist jedoch ein Hotelrestaurant mit diesem Namen und das ist, abgesehen von einer steilen Schräge am Eingang, auch für Gäste mit Rollstuhl gut zugänglich. Wer beim Mittagessen auf Bildern die „erfundene Hochzeit“ nacherleben möchte, sollte bei seinem Besuch dieses Restaurant besuchen.

Informationen für Besucher der Stadt Bernau gibt es auf dieser Internetseite. Die Hinweise und Empfehlungen zum barrierefreien Stadtrundgang sind hier nachzulesen.

(April 2017)