Beelitz-Heilstätten – Geschichte und Freizeit-Erlebnisse an einem Ort

Beelitz-Heilstätten ist ein kleiner Ort südlich von Berlin in dem im Jahr 1902 eine Lungenheilstätte mit Sanatorium gebaut wurde. Inzwischen sind jedoch auch weitere Sehenswürdigkeiten entstanden, welche die Zeit eines Besuches dort nicht langweilig werden lassen.Mit seinen mehr als 60 Gebäuden ist die Lungenheilstätte auf rund 200 Hektar eines der größten Krankenhäuser im Umland von Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände von der Sowjetarmee übernommen und war bis zum Jahr 1994 ihr größtes Militärhospital im Ausland. Jetzt kommen Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland, um sich diese historische Anlage anzusehen.

Wer Beelitz-Heilstätten besucht, sollte diesen Aufenthalt mit einer Führung durch die historischen Heilanlagen beginnen. Nur so kann man diesen Ort wirklich kennen lernen und erfährt zudem sehr viel Interessantes darüber. Eine jener, die viel zu erzählen wissen, ist die Gästeführerin Irene Krause.

Heiz- und Maschinenhaus

Auf den ersten Blick sieht man als Besucher nur viele alte und verfallene Gebäude. Zu seinen Besonderheiten gehört, dass es die Anlage faktisch doppelt gibt – zwischen 1898 und 1930 wurde die Lungenheilstätte und das Sanatorium in doppelter Ausführung errichtet – jeweils getrennt für Männer und Frauen. Zudem verbergen sich in den Ruinen Anlagen, die auch noch heute als betreuerische, wirtschaftliche und ökologische Spitzenleistung gelten könnten. Zu einem Zeitpunkt, da Tuberkulose noch nicht mit Medikamenten behandelbar war, gab es hier nach Süden ausgerichtete Zimmer für Patienten, breite Flure, Liegehallen und viele Wege und Ruhezonen in frischer Luft. Zwei Landwirtschaftsgüter lieferten ständig frisches Gemüse und andere Lebensmittel. Und damit hatte man Erfolg, denn rund 90 Prozent der Patientinnen und Patienten konnten nach einem Aufenthalt als geheilt entlassen werden.

Generator im Maschinenhaus

Die gesamte Anlage der Heilstätten wurde über ein mehr als zehn Kilometer langes Kanalnetz unterirdisch zentral mit Wärme und Elektroenergie sowie Trink- und Warmwasser versorgt. Kernstück der technischen Infrastruktur bildete das in der Nähe des Bahnhofs gelegene Heiz- und Maschinenhaus mit seinem weithin sichtbaren Wasserturm. Es ist heute in den Händen eines rührigen Fördervereins, der sich um seine Erhaltung kümmert und es der Öffentlichkeit als kleines Museum zugänglich macht. Die Eingänge und Wege im Inneren sind schwellenfrei und so konnten auch wir uns alles gegen ein kleines zusätzliches Eintrittsgeld in Ruhe ansehen. Und es ist sehr beeindruckend, einmal an den großen Schalttafeln stehen zu können, die mehr als 100 Jahre alten Dampfmaschinen und die Kessel mit ihren Generatoren selbst sehen zu dürfen. Man möchte hier kaum noch selbst arbeiten und doch: Die alten ölverschmierten und teilweise rostigen Anlagen hatten dazu beigetragen, dass Menschen mit einer schweren Erkrankung gesund werden konnten.

Beelitz-Heilstätten ist also seit 120 Jahren ein Ort des Heilens. Ein Teil der Heilstätten wird sogar heutzutage noch als Klinik genutzt. Zunehmend wird es auch ein Ort zum Wohnen. Gleichzeitig hat sich Beelitz-Heilstätten zu einem Ort abwechslungsreicher und interessanter Freizeitgestaltung entwickelt. Möglichkeiten dazu gibt es in der Ausstellung „Baum & Zeit“ mit dem Baumkronenpfad und dem Barfußpfad.   

Baumkronenpfad

Der Baumkronenpfad der Ausstellung „Baum & Zeit“ gibt Besucherinnen und Besuchern, die Möglichkeit, in Höhe der Baumwipfel oder bei einem Spaziergang durch die Parkanlage die historisch interessante Architektur der Heilstätten zu erleben. Die Wege im Gelände sind weitgehend ebenerdig sowie gut befahrbar. Der Baumkronenpfad sowie der dazugehörige Aussichtsturm sind mittels Lift ebenerdig zu erreichen und bieten in 40 Metern Höhe einen unvergesslichen Blick über die Anlage und das Gelände der Umgebung. Mehrere Gaststätten können genutzt werden, um sich zu stärken und die Atmosphäre des Ortes aus sich wirken zu lassen. Detaillierte Informationen zum Baumkronenpfad stehen auf der Internetseite von „Barrierefrei Brandenburg“ zur Verfügung.

Bei dem Barfußpark handelt es sich um eine relativ große Anlage mit drei verschiedenen Rundwegen mit einer Gesamtlänge von mehr als drei Kilometern. Die naturbelassenen Wege sowie die Anlage insgesamt ist für Rollstuhlnutzer sehr schwierig sowie teilweise überhaupt nicht nutzbar. Daraus ergibt sich, dass der Barfußpark, unter dem Aspekt der Barrierefreiheit, wohl doch nur für sehbehinderte oder blinde Besucher sowie Besucher mit intellektuellen Ansprüchen zu empfehlen sind. Für sie ist dieser Barfußpfad mit seinen mehr als 60 Stationen ein spannendes Erlebnis und interessante Erfahrung. Hier kann man über Steine, Bucheckern und feine Glasscherben laufen, Geschicklichkeit und Ausdauer testen sowie an Reich- oder Klangkästen die Natur mit allen Sinnen erleben.    

Klinikgebäude

Wer mit dem Auto nach Beelitz-Heilstätten reist, erreicht sein Ziel über die Bundesautobahn 9 und die Abfahrt 2 (Beelitz-Heilstätten / Fichtenwalde). Bei der Abfahrt in Richtung Beelitz-Heilstätten ist ein Kreisverkehr zu überqueren. Von dort aus gibt es eine direkte Zufahrt zum Parkplatz an der Ausstellung „Baum & Zeit“. Weitere Parkplätze stehen im Ort sowie vor allem am Bahnhof zur Verfügung. Der Bahnhof ist in der Regel Treffpunkt für die geführten Touren. Die Ausstellung „Baum & Zeit“ wie ebenso weitere Sehenswürdigkeiten sind im Umkreis von etwa 500 Metern zu erreichen.

Zum Besuch in Beelitz-Heilstätten kann man sich auch als Reisender  mit Rollstuhl entscheiden. Am Bahnhof Beelitz-Heilstätten erfolgt der Zugang stufenfrei. In Fahrtrichtung Bad Belzig, Dessau gibt es einen Abgang vom Bahnsteig, welcher sich in Fahrtrichtung des Zuges an der Zuspitze befindet. In Richtung Potsdam, Berlin stehen drei ebenerdige Abgänge vom Bahnsteig zur Verfügung, die über die Bahnsteiglänge verteilt angelegt wurde.

(August 2016 / August 2017)