Estland ist das nördlichste Land des Baltikums, das auch als „finnischer Teil des Baltikums“ bezeichnet wird. Seit 1991 ein unabhängiger Staat ist seine Geschichte eng mit Finnland aber auch durch den Deutschen Orden und die Hanse eng mit Deutschland verbunden.Wer Estland besuchen möchte, sollte wissen, dass Estland etwas kleiner als Niedersachsen ist und mit rund 1,3 Millionen Einwohnern weniger Einwohner als Mecklenburg-Vorpommern hat. Rechnerisch teilen sich in diesem Land 28 Einwohner einen Quadratkilometer Landesfläche, es ist somit nur zu zehn Prozent so dicht besiedelt wie Deutschland und hat damit viel Raum für schöne Landschaften und Wald, der zu Prozent des Staatsgebietes bedeckt und von Birken dominiert wird.
Nach deutschen Raumvorstellungen ist Estland ein wohl eher „kleines Land“, denn die absolut längste Entfernung, die man innerhalb der Landesgrenzen zurücklegen könnte, das wären 393 Kilometer. Zugleich sind viele europäischen Metropolen in unmittelbarer Nähe zu finden, so ist Finnlands Hauptstadt Helsinki nicht einmal 100 Kilometer von der estnischen Hauptstadt Tallinn entfernt, die schwedische Hauptstadt Stockholm kann man mit dem Flugzeug in einer Stunde erreichen und ebenfalls das russische Sankt Petersburg liegt nicht einmal 400 Kilometer entfernt.
Estland liegt vor allem am Meer, den die Küstenlinie des Landes und der vielen Inseln ist insgesamt 3.794 Kilometer lang. Zugleich ist Estland ein insgesamt flaches Land. Im Durchschnitt nur 50 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, steigt es im Südosten auf höchstens 318 Meter an.
Seit dem Jahr 2004 ist Estland Mitglied der Europäischen Union und seit Beginn des Jahres 2011 wird in Estland mit dem Euro bezahlt. Die Preise sind in Tourismus relevanten Bereichen mit jenen in Deutschland vergleichbar. Im Alltagsleben liegen die Preise etwas niedriger.
Die Bevölkerung des Landes besteht zu 70 Prozent aus Esten, etwa ein Viertel der Staatsbürger haben russische Wurzeln. Amtssprache ist Estnisch, deren Beherrschung auch Voraussetzung für das Erlangen der estnischen Staatsbürgerschaft ist und die als Sprache nur mit dem Finnischen verwandt ist. Der Besucher hat es hier also mit einer Landessprache zu tun, die keinerlei Verwandtschaft zu in Europa dominierenden germanischen oder romanischen Sprachen hat. Dennoch ist die sprachliche Verständigung in Estland für den Besucher kaum kompliziert – es wird sehr oft Englisch gesprochen und Wegweiser im öffentlichen Raum wurden häufig zweisprachig (Estnisch und Englisch) gestaltet. Außerdem gibt es zudem viele Esten, die auch Deutsch sprechen.
Estland ist ein Land mit sehr großen Unterschieden. Das ergibt sich einerseits daraus, dass fast 70 Prozent der Esten in den Städten leben. Das weite Land ist demgegenüber kaum bevölkert. 44 Prozent der Landesfläche sind von Wald bedeckt, der in größerem Teil als in Mitteleuropa von Birken dominiert wird. Hier leben Braunbären, Wölfe und Elche sowie weitere Tiere, die es in Mitteleuropa nicht gibt.
Obwohl es ein gut ausgebautes Straßennetz gibt und die Landwirtschaft inzwischen technisch gut ausgestattet ist, ist das Leben auf dem Lande in Estland weiterhin stark mit den Traditionen verbunden. Zugleich entwickeln sich die Städte rasant. In diesem Land gibt es seit dem Jahr 2000 ein staatlich garantiertes Recht auf Zugriff zum Internet. Rund 99 Prozent der bewohnten Landesteile sind mit 1100 drahtlosen Zugangspunkten zum Internet abgedeckt und wer selbst keinen Computer hat, darf die rund 700 öffentlichen Terminals in den Postämtern, Bibliotheken oder den Läden auf den Dörfern kostenfrei nutzen. In Estland wählt man die Regierung im Internet und bezahlt Bustickets mit dem Mobiltelefon.
Mit dem Rollstuhl in Estland unterwegs zu sein, geht nicht ohne die Bekanntschaft mit Kopfsteinpflaster, das in den historischen Altstädten, zum Beispiel in Tallinn oder Tartu, das Straßenbild prägen. Zugleich gibt es jedoch auch in diesen Städten gut befahrbaren Belag auf Fußwegen und abgesenkte Bordsteine. Eine größere Zahl der Geschäfte, Restaurants oder Cafés sind mittels Schrägen für jeden zugänglich. In mehreren Museen und Sehenswürdigkeiten stehen Fahrstühle zur Verfügung, um in oberen Etagen zu kommen. In den Städten fahren Niederflurbusse und -straßenbahnen und verbinden zwar nicht niveaugleich angepasste aber überwiegend gut ausgebaute Haltestellen. Ohne Estland „über den grünen Klee“ zu loben und Probleme zu übersehen – hinsichtlich barrierefreier öffentlicher Bedingungen ist Estland weitgehend auf europäischem Niveau.
Wer sich nun zu einer Reise nach Estland entscheidet, findet die wichtigsten Informationen zur Reisevorbereitung auf der offiziellen Tourismus-Internetseite Estland. Auch für mobilitätseingeschränkte Besucher gibt es hier Hinweise in deutscher Sprache Detailangaben für alle Besucher, die individuell besondere Bedürfnisse haben, gibt es dann auch eine Seiten mit den Erklärungen dazu, worauf man sich beim Besuch in Estland einstellen kann. Zur Palette von Informationen gehört auch eine Übersicht von Unterkünften, die als „barrierefrei“ eingestuft wurden. Detailinformationen hinsichtlich der Zugänglichkeit von Unterkünften, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Gaststätten und Einkaufsmöglichkeiten bietet auch das englischsprachige Portal „Liikumisvabadus“ (Bewegungsfreiheit) der estnischen Gesellschaft für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Für die Anreise nach Estland bietet sich vor allem eine Flugreise an. Lufthansa, Estonian Air, Ryan Air Finnair und AirBaltic bieten dazu viele Möglichkeiten.
Wer sich mit der Anreise per Schiff entscheidet, kann das mit den Fähren von Helsinki oder Stockholm aus relativ problemlos tun. Von Deutschland aus wäre etwas mehr Zeit einzuplanen. Denkbar wäre jedoch eine Reise mit „Finnline“ von Travemünde nach Helsinki (Fahrzeit 29 Stunden), sowie dann eine Weiterfahrt nach Tallinn (02:30 Stunden).
Für alle mobilitätseingeschränkten Reisenden, die gern ihr Auto mit nach Estland nehmen möchten, wäre eine Reise mit einer Fähre zu empfehlen. Über Land zu fahren, hieße eine Entfernung von mehr als 1.500 km zu überwinden und würde eine Fahrzeit von mindestens 18 Stunden durch Polen, Litauen und Lettland – für mobilitätseingeschränkte Reisende dürfte das eine echte Abenteuerfahrt sein.
Innerhalb Estlands sollte man sich vor allem darauf einstellen, mit einem Autobus zu reisen. Es gibt nur noch drei Eisenbahnlinien. Demgegenüber ist der Autobusverkehr breiter ausgebaut. Zudem werden häufig Niederflurfahrzeuge eingesetzt und die Haltestellen wurden, auch in kleineren Orten, nicht unbedingt ebenerdig, jedoch insgesamt gut ausgebaut. Wer als Rollstuhlnutzer / Rollstuhlnutzerin unternehmungslustig ist, kann also auch mit Autobus reisen.