Wie es mit dem barrierefreien Tourismus weitergeht

Während es in den vergangenen Jahren mit dem Ausbau barrierefreier touristischer Angebote bei Landesmarketinggesellschaften und regionalen Tourismusverbänden weitere Fortschritte gegeben hat war das deutschlandweit angelegt Informations- und Zertifizierungssystem „Reise für Alle“ ins Straucheln bekommen.

Nachdem der bisherige Träger dieses Systems erklärt hatte, diese Arbeit ab dem Jahr 2024 nicht mehr fortsetzen zu wollen, gibt es auch zum jetzigen Zeitpunkt für „Reisen für Alle“ noch keine klare Perspektive. Unter diesem Aspekt war die öffentliche Anhörung des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages am 15. November 2023 von besonderer Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls die öffentliche Anhörung zur Barrierefreiheit vom 13. November 2023 im Bundestagsauschuss für Arbeit und Soziales von Interesse.

Die zur öffentlichen Anhörung zum barrierefreien Tourismus eingeladenen Expertinnen und Experten waren sich darin einig, dass dieses Informations- und Zertifizierungssystem ein guter Anfang ist, um zu mehr Barrierefreiheit im Tourismus in Deutschland zu kommen. Das System wurde als „ausbaufähig“ eingeschätzt.

Zugleich wurde darauf verwiesen, dass es eben nicht, wie einst erhofft, zum sich finanziell selbst tragenden System entwickelt werden konnte.

In dem Zusammenhang erlangen die während der Anhörung vermittelte Erfahrungen für die weitere Arbeit mit diesem Informations- und Zertifizierungssystem eine große Bedeutung. Dazu gehört die Feststellung, dass „Reisen für Alle“ keine spezielle Werbeplattform sondern ein Beitrag zur Teilhabe ist, ebenso wie der Hinweis darauf, dass es für den Erfolg eben engagierte „Kümmerer“ vor Ort brauche. Wichtig ist ebenfalls der Hinweis auf ein zukünftiges Weitergeben der Informationen zur Barrierefreiheit auch über online Buchungsportale.

Gegensätzliche Standpunkte bestehen weiterhin zur Verbindlichkeit vom Schaffen von Barrierefreiheit. Während Vertreter von Verbänden von Menschen mit Behinderungen dazu verbindliche gesetzliche Legelungen mit möglichen Sanktionen fordern, wird das von Vertretern der Unternehmen der Personenbeförderung, der Tourismuswirtschaft und dem Gastgewerbe abgelehnt

Schließlich dürfen ebenso in der Anhörung kritisch gesehene Punkte nicht übersehen werden, wie

+ die Tatsache, dass Barrierefreiheit in der Ausbildung an Hochschul-und Fachausbildung unbedingt eine größere Rolle spielen müssen,
+ Barrierefreiheit noch nicht ausreichend als Komfort für alle sondern lediglich als Spezialangebot für „Behinderte“ verstanden werden,
+ auch weiterhin größere finanzielle Mittel für dieses Informations- und Zertifizierungssystem erforderlich sein werden.

Für einen klaren Blick ist letztlich ebenso notwendig wichtig, zu verstehen, dass bestimmte Anforderungen der Barrierefreiheit, wie die Höhenanpassung von Bahnsteigen, nur über einen sehr langen Zeitraum umsetzbar sind.

Die Unterlagen dieser öffentlichen Anhörungen sind frei verfügbar sowie unter diesen Links zum Barrierefreien Tourismus und zur Barrierefreiheit erhältlich.